Platz für den wöchentlich am Samstag stattfindenden Flohmarkt soll es weiter geben. Ob eine Halle kommt, ist offen.

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Selten wurde ein Thema in den Grätzeln rund um den Naschmarkt so intensiv diskutiert wie die Pläne zur Umgestaltung des Naschmarktparkplatzes. Es handelt sich um jene rund 12.000 Quadratmeter große Fläche, auf der samstags der Flohmarkt stattfindet. Wochentags dient der Bereich als Parkplatz. Anrainerinnen und Anrainer wünschen sich die Errichtung von Grünflächen, um im sonst sehr asphalt- und betonlastigen Eck Wiens eine Erholungszone zu schaffen.

Vor knapp einem Jahr ließ Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) damit aufhorchen, den Platz nicht nur begrünen, sondern auch überdachen und eine Markthalle nach Vorbild des Londoner Borough Market errichten zu wollen. Seither polarisieren die Pläne. Kritik gibt es etwa daran, dass eine Halle zur weiteren Kommerzialisierung des Areals führen könnte. Gefährdet sehen manche auch die Frischluftschneisen, die durch ein Dach unterbrochen würden, was wiederum zu einer weiteren Erhitzung der Stadt führen könnte.

Unklare Befragungsmethodik

Es bildeten sich zwei Bürgerinitiativen, und Sima lässt seit April online über Wünsche und Vorstellungen abstimmen. Vor dem Sommer gab sie bekannt, aufgrund des großen Interesses die Umfrage bis in den Herbst zu verlängern. Bei der Bürgerbefragung werden allerdings nicht konkrete Pläne dargelegt, über die abgestimmt werden kann, die Fragen sind vielmehr sehr offen formuliert. So wird etwa allgemein danach gefragt, was man von Solarpaneelen am neugestalteten Naschmarktparkplatz halte – ohne zu erwähnen, wo diese angebracht werden könnten. Die Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" bezeichnet die Befragung deshalb als "Farce", bei der das Ergebnis bereits feststehe, "nämlich eine Überdachung".

Tatsächlich wird man auf der Webseite markthalle.wienwirdwow.at im Unklaren darüber gelassen, was das genaue Ziel der Befragung ist und wann Gesamtergebnisse präsentiert werden. Zwar werden Zwischenergebnisse immer wieder in Form von Tortengrafiken veröffentlicht – allerdings mit keinerlei Kontextualisierung, was diese nun für die konkreten Umgestaltungspläne bedeuten.

Ausschreibung noch nicht in Sicht

Mehr als vier Monate nach Befragungsbeginn ist das weitere Prozedere also unklar. Auf Anfrage des STANDARD richtete ein Sprecher von Planungsstadträtin Sima kurz angebunden aus, die Umfrage laufe noch. Wie lange noch und was die weiteren Schritte seien, wollte er nicht sagen. Dass sie am 31. August beendet werden sollte, bestätigte er nicht.

Zuletzt hatte Stadträtin Sima im Juni zum STANDARD gesagt, nach Ende der Befragung würden die eingesendeten Wünsche eingearbeitet und ein Wettbewerb ausgeschrieben. Einen konkreten Zeitplan nannte sie nicht.

Vor rund zwei Wochen hat das Büro Sima Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinitiative im Rathaus empfangen. Thema war die von der Bürgerinitiative eingebrachte Petition. Darin wird neben der Ablehnung der Errichtung einer Halle ein transparentes Beteiligungsverfahren ohne fixe Vorgaben gefordert sowie die Schaffung von Grünflächen und konsumfreien Zonen. Auch der vordere Marktteil, beginnend auf Höhe der Secession, brauche laut Petition Steuerung. Statt Souvenirshops seien regionale Frischwaren gefragt.

Regionale Produkte

Eine Art Bauernmarkt mit regionalen Produkten schwebt auch Sima vor. Monika Ferdiny, Sprecherin der Initiative, sagt zum STANDARD, man habe deshalb bei dem Termin vorgeschlagen, am Naschmarkt an der Seite Rechte Wienzeile zwischen Kettenbrückengasse und Preßgasse eine dritte Zeile zu eröffnen. Es handle sich dort um einen Bereich, der noch ungenutzt sei und den Wiener Linien gehöre. Den Parkplatz selbst sieht die Initiative dafür nämlich nicht als geeignet an. Der solle als Grünfläche ohne Kaufzwang den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Die dritte Zeile würde auch die Standler am Naschmarkt unter Zugzwang bringen, auch wieder mehr Frischwaren anzubieten.

Über den vorderen Marktteil habe das Büro Sima allerdings nicht sprechen wollen. Auch die Überdachung als solche sei bei dem Termin kein Thema gewesen. Nur dass die Initiative ja nichts gegen Photovoltaik haben könne, habe man in den Raum gestellt. Für Ferdiny ein klares Zeichen dafür, dass eine Halle mit Dach noch nicht vom Tisch sei.

Sie bereitet mit ihren Mitstreitern schon die nächsten Aktionen vor. Nach Modeschauen und Fahnen- und Sprayaktionen im Frühjahr will die Bürgerinitiative auch in den kommenden Monaten am Ort des Geschehens, dem Naschmarktparkplatz, von sich hören lassen. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.9.2021)