Im September soll iOS 15 erscheinen.

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In wenigen Wochen soll die neueste Version von iOS veröffentlicht werden. Die kommenden Features, die bereits vorgestellt wurden und in den letzten Wochen und Monaten durch verschiedene Review-Prozesse und Beta-Phasen mussten, versprechen eine der größten Weiterentwicklungen für das iPhone-Betriebssystem.

Vorab sei gesagt, dass iOS 15 ab dem iPhone 6s beziehungsweise ab dem iPhone SE (erste Generation) lauffähig sein wird, wie das auch bei iOS 14 bereits der Fall war. Es fällt durch das neue Update also keine iPhone-Generation weg, was bei neuen Betriebssystem-Versionen nicht selbstverständlich ist.

Live Text

Das Scannen von Dokumenten ging ja dank Kamera-App schon bisher sehr einfach. Jetzt geht man einen Schritt weiter und kann mit einem Schnappschuss auch handgeschriebene Texte scannen, kopieren und auf Wunsch bearbeiten. Will man nur einen Teil des Textes für eigene Zwecke verwenden und diesen vielleicht einfach via Mail verschicken oder eine Telefonnummer von einem Blatt Papier anrufen, kann das sogar durch das einfache Einfangen der Textzeilen via Kameralinse geschehen. Diese Möglichkeiten sollen laut Apple auch mit Texten in der Umgebung, also etwa auf Straßenschildern, gegeben sein.

Mit dieser Weiterentwicklung verbunden ist "Visual Look Up". Macht man etwa Fotos von Sehenswürdigkeiten, Büchern, Tieren, Gemälden oder Pflanzen, werden kurz darauf die wichtigsten Informationen zum gesuchten Objekt oder Lebewesen eingeblendet.

Auch handschriftlicher Text wird mit iOS 15 erkannt und kann verschickt oder editiert werden.
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Benachrichtigungen

Eine der auffälligsten Neuerungen ist mit Sicherheit das neue Gesicht der Benachrichtigungen. Aufgeräumt und kompakt, könnte man das neue Erscheinungsbild kurz zusammenfassen. Nachrichten vom selben Dienst werden künftig gestapelt und können auf Wunsch aufgeklappt werden. Apple versucht auch kurze Zusammenfassungen der Benachrichtigen zu verfassen, über deren Aussagekraft erst in der finalen Version geurteilt werden kann.

Wetter

Die beliebte Wetter-App wurde grafisch stark überarbeitet. Die Darstellung wirkt jetzt übersichtlicher, arbeitet sie doch mit viel mehr grafischen Elementen als bisher. Auffällig sind mit Sicherheit die neu hinzugefügten Wetterkarten. Hier kann man sich die nähere Umgebung in drei Ansichten anzeigen lassen. Die Temperaturansicht zeigt mit Farbverläufen sehr deutlich, woher die nächste Kaltfront kommt, wie man das von Wetterberichten im Fernsehen kennt. Die Niederschlagsansicht erklärt sich von selbst, genau wie die Anzeige über die vorhandene Luftqualität.

Benachrichtigungen wirken künftig aufgeräumter.
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Facetime

Die Video-Chat-Software von Apple bekommt einige neue Möglichkeiten. So kann man künftig zu jedem geplanten Anruf einen Link erstellen und diesen an gewünschte Teilnehmer verschicken. Damit können erstmals auch Android-Nutzer an solch einer Konversation teilnehmen, wenn sie sich über den Web-Browser ins Gespräch einklinken. Das Hinzufügen von 3D-Audio soll den Gesprächen mehr Raumklang geben.

Neben dem überarbeiteten Design kann man in Gesprächen den Fokus auf die eigene Stimme legen, wodurch Nebengeräusche besser ausgeblendet werden – oder aber man will sogar, dass die Umgebung mehr gehört wird, dann lässt sich auch das passend justieren. Gruppenanrufe werden künftig in einem Raster dargestellt, wie man das von anderen vergleichbaren Apps kennt. Mit Share-Play kann man via Facetime gemeinsam mit Freunden Filme schauen, Musik hören oder den Bildschirm teilen.

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Nachrichten

Mit iOS 15 werden Fotos, die knapp hintereinander verschickt wurden, der Übersicht zuliebe gestapelt. Via Klick auf die Fotos können diese wie in einer Foto-App nebeneinander dargestellt werden oder man blättert sich durch das Angebot. Bekommt man öfter Fotos, Links und ähnliches, erweist sich der neue "Geteilt mit dir"-Bereich als sinnvoll, wo genau diese Dinge gesammelt dargestellt werden. Dieser neue Bereich findet sich übrigens künftig in mehreren Apps, darunter etwa Apple Music, Safari oder Podcasts. Klickt man einen der Links an, kann man direkt die Verlinkung aufrufen oder in die dazugehörige Konversation wechseln, um mich für den Tipp zu bedanken. Die besten Tipps können als Favoriten gepinnt werden, damit man sie auch später noch gut auffinden kann.

Wo ist …

Die "Wo ist"-App wurde erweitert und kann jetzt auch als Widget angezeigt werden. Zu den neuen Features gehört etwa, dass man auch aus der Ferne gelöschte iPhones wieder orten kann. Sogar ausgeschaltete iPhones sollen künftig angezeigt werden können. Praktisch klingt auch die Neuerung, dass dem iPhone zugehörige Geräte, etwa Airpods, einen Alarm auslösen, wenn man im Begriff ist, diese zurückzulassen. So soll verhindert werden, dass man sie unabsichtlich vergisst. Neu mit der App gefunden können werden auf Wunsch Airpods Pro und Airpods Max, die dann auch über große Reichweiten geortet werden können.

Fokus

Wer sich leicht von E-Mails und aufpoppenden Nachrichten ablenken lässt, der wird sich über die neue Fokus-Neuerung freuen. Diese ist eine Erweiterung der bereits bestehenden "Nicht stören"-Funktion, die es auch weiterhin gibt. Nur kann man jetzt sehr individuell einstellen, von wem oder wovon man nicht gestört werden will – man kann selbst einen Fokus setzen. Will man etwa arbeiten, kann man im Detail wählen, welche Apps und welche Anrufer einen dennoch erreichen dürfen. Ein Beispiel: Das berufsbezogene Teams darf den Rüffel vom Chef weiterleiten, Whatsapp soll jedoch die nächsten zwei Stunden stumm bleiben.

Wer aus den vorgefertigten Fokus-Schablonen keine passende für sich findet, kann individuell eine gestalten. "Störenfriede" können auf Wunsch mit einer selbstgeschriebenen Nachricht informiert werden, dass ein Fokus gesetzt wurde und deshalb erst später geantwortet werden kann.

Mehr Fokus auf die Arbeit oder auf den eigenen Schlaf. Mit individuellen Profilen künftig möglich.
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Karten

Die Apple-Konkurrenz zu Google Maps wird laufend erweitert, und auch diesmal wurde unter anderem optisch nachgebessert. Manche Städte gibt es jetzt inklusive 3D-Gebäuden und zusätzlichen Informationen. Österreich wurde in diesem Detailgrad bis jetzt leider noch nicht berücksichtigt. Zusätzlich werden mit iOS 15 nahe Stationen öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt, auch auf der Apple Watch, und beliebte Routen können abgespeichert werden.

Bei den Ansichten kann man neben der Standardansicht jetzt auch in einen "Fahren"-Modus schalten, der Staus und Baustellen anzeigt. Auch sonst nähert man sich Google Maps in vielen Belangen. Gespeicherte Favoriten können ebenso angezeigt werden wie Bewertungen von Lokalen. Detaillierte Informationen wie etwa Telefonnummer, Öffnungszeiten und Bewertungen gibt es ja bereits schon länger. Nur optisch wurde hier mit dem Update auf mehr Übersichtlichkeit gesetzt.

Safari

Tabs und die Suchfunktion finden sich mit iOS 15 nicht mehr oben auf der Seite, sondern unten. So gelangt man auch schnell in die Tab-Übersicht, die ebenfalls an Übersichtlichkeit gewonnen hat. Zwischen den Tabs wechselt man mit einer Wischbewegung. Eine Diktierfunktion unterstützt der Browser jetzt ebenfalls.

Geöffnete Seiten können jetzt als Tab-Gruppe abgespeichert werden. Die Startseite kann den eigenen Vorlieben angepasst werden, etwa die neue "Geteilt mit dir"-Funktion ganz oben anzeigen lassen oder aber die Favoriten.

Spotlight

Verbessert soll auch die Spotlight-Suche worden sein. Gesuchte Begriffe sollen sowohl im Web, am eigenen Telefon, als auch im App-Store besser und schneller gefunden werden. Spotlight kann zudem künftig direkt im Sperrbildschirm aufgerufen werden. Ergebnisse werden zudem etwas ausführlicher dargestellt und bei Suchen im Netz gleich mit zusätzlichen Informationen versehen.

Privacy

Neu ist etwa in der Mail-App, dass man beim ersten Start gefragt wird, ob die "Mail-Aktivität" geschützt werden soll. Will man das, wird beim Versenden von E-Mails etwa die eigene IP-Adresse verborgen. Zusätzlich gibt es im Privacy-Report eine Aufschlüsselung aller Apps, inklusive Informationen über deren Nutzung des eigenen Standorts und der Aktivierungshäufigkeit der Kamera.

Für mehr Privatsphäre sollen in Mail, Safari und in der iCloud randomisierte E-Mail-Adressen sorgen, die man bei Newslettern oder generell im Netz angeben kann. Mails an diese E-Mail-Adresse werden dann an die eigene weitergeleitet, die echte E-Mail-Adresse haben die Versender der E-Mails aber nicht.

Bei Siri sollen alle Anfragen nur noch auf dem Gerät ablaufen und bei Fragen, die nicht das Internet benötigen, sogar eine Offline-Nutzung erlauben. Für weitere Verbesserungen hat Apple kürzlich eine eigene Studie in Auftrag gegeben, wo mit Testpersonen an neuen Features für Siri gearbeitet wird, damit sie besser und verlässlicher funktioniert.

Rest vom Fest

Neben neuen Stickern kann man auch seinen Emoji mit ein paar mehr Kleidungsstücken und Brillen ausstatten. Das Wallet kann mit mehr Dingen kombiniert werden, in den USA beispielsweise mit dem Führerschein. Bei uns ist das leider noch Zukunftsmusik, aber eventuell lässt sich der 2022 in Österreich erscheinende digitale Führerschein dann ins Wallet laden.

Rückblicke, ähnlich den Erinnerungen anderer Apps, können mit iOS 15 mit bestimmten Filtern und einer alternativen Musik unterlegt werden. Bei Fotos können, ähnlich der Darstellung am Mac, zusätzliche Informationen eingeblendet werden. Von solch kleinen Neuerungen gibt es mit dem kommenden Update unzählige. Besserer 5G-Support für Apps oder auch die einstellbare Bevorzugung von 5G gegenüber WLAN. Auch praktisch: Die Diktierfunktion ist nicht mehr auf 60 Sekunden beschränkt.

Abschließend kann man feststellen, dass mit iOS 15 eines der größten Updates wartet, das mit zahlreichen sinnvollen Erweiterungen bestehender Apps aufwartet. (aam, 1.9.2021)