Netflix hat mit "Clickbait" einen komplex gestrickten Krimi produziert, eine unvorhersehbar gute Geschichte verdichtet sich immer weiter. Mit Adrian Grenier.

Foto: Netflix

"OMG! Dieses Video ist unglaublich! Wow, wenn du das gesehen hast, dann ... Schau dir das an und du nimmst ab, wirst 30 Jahre jünger" – oder was auch immer: Clickbaiting im Netz bestimmt den Tag online schon als Routine. Schauen wir halt mal rein. So machen das auch fünf Millionen beim Video mit Nick Brewer, in dem er als Mann, der Frauen missbraucht, angeprangert wird. Dass er sterben wird, sobald die fünf Millionen Clicks erreicht sind, befeuert den Traffic nur noch.

Netflix hat mit Clickbait einen komplex gestrickten Krimi produziert, eine unvorhersehbar gute Geschichte verdichtet sich immer weiter, andauernd kommen neue dunkle Seiten des Netzes dazu, und wer letztlich gut, ein bisschen böse, nur unmoralisch oder ganz verderbt ist, löst sich nach vielen Irrwegen erst am Ende auf. So viel sei verraten: Tante P., die als Krankenschwester arbeitet und rundum als soziophobisch und unangenehm unangepasst gilt, spielt die Karten aus.

Wie bei jedem guten Krimi bleibt schlussendlich der Wow-Effekt

Obacht! Das ist wohl die Message von Clickbait: Pass auf, was du glaubst, überlege dir die Konsequenzen deines Handelns im Netz und denk mal nach, bevor du deine Handyvideos irgendwo hochlädst. Eigentlich recht pädagogisch. Aber nicht bemüht. Sondern spannend.

Wie bei jedem guten Krimi bleibt schlussendlich der Wow-Effekt. Die dunklen Seiten unserer Verwobenheit mit dem Internet sind abgehandelt. Und jetzt? Wow, wohin Einsamkeit, Bedürftigkeit, Sehnsucht nach Liebe und einem Leben, das sich nach Leben anfühlt, führen können! Im Genre Krimi nicht zu Hochzeit und glücklicher Familie. Sondern zum Tod. (Karin Bauer, 1.9.2021)