Sebastian Vogler arbeitet mit seinem Team an mehreren Instrumenten, die beim Kampf gegen illegalen Einschlag helfen sollen.

Im Kampf gegen die Folgen der Klimakatastrophe bekommt die Frage, wie die Menschen mit ihren Wäldern umgehen, verstärkt Aufmerksamkeit. Denn ein enorm großer Anteil des globalen Holzeinschlags – die Kriminalorganisation Interpol spricht von bis zu 30 Prozent – erfolgt illegal. Mittlerweile gibt es neue gesetzliche Regeln wie die European Timber Regulation der EU, die nicht erlaubten Einschlag unterbinden und die Rückverfolgbarkeit des Holzes gewährleisten soll. Auch in den USA wurden ähnliche Vorschriften eingeführt.

In der Praxis hat man mit diesen Vorgaben allerdings noch Probleme. "Die Holzbranche mit ihren komplexen Lieferketten tut sich bei der Umsetzung der neuen Gesetze schwer", erklärt Sebastian Vogler, der genau das ändern will. Der 1990 geborene Holzwirtschaftsstudent der Wiener Universität für Bodenkultur arbeitet als Teil eines vierköpfigen Gründerteams im Tullner Start-up Beetle For Tech an neuen technologischen Werkzeugen, die den Weg des Holzes durch die Lieferketten transparent machen. "Letzten Endes soll man den genauen Wuchsort eines Stammes nachvollziehen können", betont Vogler.

Große Anziehungskraft

Das Start-up konnte mit dieser Idee nicht nur in der Holzbranche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im Rahmen der Technologiegespräche des Europäischen Forum Alpbach wurde Vogler zu einem der heimischen Kandidaten für den diesjährigen Falling-Walls-Bewerb gekürt. Organisatoren der nationalen Ausscheidung sind der Inkubator Accent und die Beteiligungsgesellschaft Tecnet Equity des Landes NÖ, das Austrian Institute of Technology (AIT) ist ein Kooperationspartner. Die Endausscheidung, in die dutzende Beiträge aus aller Welt kamen, findet im Rahmen der Falling Walls Conference Anfang November in Berlin statt.

Vogler arbeitet mit seinem Team an mehreren Instrumenten, die beim Kampf gegen illegalen Einschlag helfen sollen. Zum einen geht es um eine "fremdstofffreie Rundholzmarkierung", die den genauen Ort der Baumentnahme festhält. Bisher sind hier noch einfache Farbmarkierungen verbreitet. Wie genau die Lösung des Start-ups aussehen soll, möchte Vogler mit Verweis auf den laufenden Patentierungsprozess nicht preisgeben.

Als weiteres Werkzeug entstehen automatische Satellitenbildauswertungen, mit denen sich illegaler Einschlag identifizieren lässt – hier startet gerade ein Forschungsprojekt gemeinsam mit der Forschungsorganisation Joanneum Research, das via Förderagentur FFG mit Mitteln des Klimaschutzministeriums gefördert wird. Als erstes Produkt soll zudem eine per Blockchain abgesicherte Datenbank entstehen, die alle erfassten Baumentnahmen aufnimmt.

Die Idee zu Beetle For Tech entstand in einer Boku-Vorlesung, in der die Schwächen des Holzmarkts thematisiert wurden. Bei einem Hackathon – einem Programmierwettbewerb – fand sich das Gründerteam und entwickelte erste konkrete Ideen. Auf den in Tulln aufgewachsenen Vogler, der sich selbst als "ausgewachsenen Holz-Nerd" bezeichnet, übte der Werkstoff aber schon immer eine große Anziehungskraft aus – so stark, dass er sein Bachelorstudium für eine Tischlerlehre unterbrochen hat. (Alois Pumhösel, 4.9.2021)