Na bitte, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein kündigt einen "sehr konkreten Plan" für den Covid-Herbst an. Die Betonung liegt, wie bei so vielem in dieser Regierung, auf: "kündigt an".

Mückstein muss nämlich erst die Details mit dem türkisen Koalitionspartner abstimmen. Der ist aber im Moment damit beschäftigt, die Afghanistan-Stehsätze abzusondern: "Wir nehmen freiwillig niemanden", "Hilfe vor Ort", "2015 darf sich nicht wiederholen", "Wir haben eh die meisten Afghanen genommen" usw., ad nauseam.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein kündigt einen Plan für den Covid-Herbst an.
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Mückstein hatte noch vor 14 Tagen gemeint, langsam müsse man sich etwas für den Herbst überlegen – eine nicht zu frühe Erkenntnis. Die relevanten Daten steigen und steigen, die relevanten Wissenschafter warnen und warnen, letzten Frühherbst hat man die neue Welle genauso verschnarcht, etwa um dieselbe Zeit sprach der Kanzler vom "Licht am Ende des Tunnels", aber es war dann leider der entgegenkommende Covid-D-Zug.

Jetzt traut man sich nicht so recht, den Ernst der Situation anzuerkennen, denn dann müsste man irgendwie vergessen machen, dass Sebastian Kurz zu Beginn des Sommers gemeint hatte, einem "Sommer wie früher" mit Feiern, Tanzen und Tandaradei stünde nichts entgegen. So wie er im Juni 2020 gemeint hatte, die gesundheitliche Krise sei nun überwunden. Wenn das Ohr beim Hintergrundlärm nicht getrogen hat, sprach jetzt beim Kurz-Huldigungsparteitag ein sichtlich enthusiasmierter Außenminister Alexander Schallenberg im Oe24-Interview davon, nun "nach der Überwindung der Pandemie" könne man sich jetzt wieder der Exportwirtschaft widmen.

Türkise Propaganda

Keine Frage, die Bekämpfung einer Pandemie ist auch eine Angelegenheit von "trial and error". Die Regierung hat einiges versucht, einiges hat funktioniert, anderes nicht. Das entschuldigt nicht die von der Realität falsifizierten kühnen Prognosen des Kanzlers, auch nicht seine Versuche, mit untauglichen Mitteln in die Pandemiebekämpfung reinzupfuschen – alle Österreicher werden nach Vorbild des slowakischen Amtskollegen auf einmal getestet, für den Fall, dass sich niemand mehr an den Advent 2020 erinnert. Oder Sputnik.

Aber, wie gesagt, perfekt hat es fast niemand zusammengebracht. Nur, die türkise Propaganda behauptet das unentwegt.

Langsam könnten wir aber gelernt haben, dass Herumtrödeln zum nächsten Lockdown führt. "Es muss Schluss sein mit dem Auf und Zu", sagte Kurz am Parteitag. Dann muss man aber allmählich etwas machen, oder? "Die vierte Welle wird eine der Ungeimpften", sagt Mückstein noch. Der Blick in andere Länder bestätigt das. Sowohl in Israel als auch in den USA, die ursprünglich gut lagen, macht sich jetzt der Impfboykott großer Bevölkerungsgruppen (Orthodoxe, Araber, Rednecks) bemerkbar.

Keiner weiß Rat, wie man die Impfnihilisten überzeugt. Oder doch vielleicht mit einem ganz simplen Mittel: der Realität. Indem sich der Kanzler und der Gesundheitsminister einmal hinstellen und ganz schlicht und eindringlich sagen, was Sache ist? Vielleicht auf einer einwöchigen Tour durch Österreich? Ohne Rücksicht darauf, ob das jetzt den einen oder anderen populärer macht? Ohne Herumgerede und taktische Spielchen? Und zwar morgen?(Hans Rauscher, 31.8.2021)