Die Schäden durch Hurrikan Ida im US-Bundesstaat Louisiana könnten Rekordhöhen erreichen.

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Die Auswirkungen von schweren Naturkatastrophen waren in den vergangenen 50 Jahren weltweit ungleich verteilt – das zeigt der Bericht der UN-Weltwetterorganisation (WMO), der am Mittwoch in Genf präsentiert wurde. Gemeinsam mit dem UN-Büro für Katastrophenvorsorge und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der nach eigenen Angaben "umfassendste Bericht" zu Naturkatastrophen und ihren Auswirkungen auf den Verlust von Menschenleben und wirtschaftliche Schäden verfasst.

Die zehn tödlichsten Ereignisse zwischen 1970 und 2019 fanden fast ausschließlich in wenig entwickelten Ländern statt, angeführt von der schweren Dürre in Äthiopien im Jahr 1983 sowie dem starken Sturm in Bangladesch im Jahr 1970. Bei beiden Ereignissen starben jeweils rund 300.000 Menschen. In jüngerer Vergangenheit finden sich der Tropensturm Nargis, der 2008 mehr als 138.000 Menschen in Bangladesch tötete, und extreme Temperaturen in Russland, denen 2010 fast 56.000 Menschen zum Opfer fielen. Insgesamt befinden sich 91 Prozent der Toten durch Naturkatastrophen in wenig entwickelten Staaten.

Düstere Prognose bis 2060

Hingegen leiden die höher entwickelten Staaten – allen voran die Vereinigten Staaten von Amerika – vor allem unter den wirtschaftlichen Schäden der sich mehrenden Naturkatastrophen. Allein die ersten sechs Plätze im traurigen Top-Ten-Ranking seit 1970 sind mit Auswirkungen von Stürmen in den USA belegt. Allen voran der verheerende Hurrikan Katrina, der im Jahr 2005 fast 2.000 Menschen tötete, aber auch für einen Rekordschaden von fast 164 Milliarden Dollar sorgte. Es wird befürchtet, dass die Schäden durch Hurrikan Ida diese Woche noch höher ausfallen.

Laut dem WMO-Generalsekretär, Petteri Taalas, wird es in den kommenden Jahrzehnten schlimmer. Vor allem, was die Schäden und die Zahl beziehungsweise Stärke der Katastrophen betrifft. Sollte die Weltgemeinschaft es schaffen, den Anstieg der Durchschnittstemperatur im Rahmen zu halten, rechnet er mit einer Besserung ab dem Jahr 2060. Vor allem mehr Überschwemmungen sowie längere und schwerere Dürreperioden werden den Globus heimsuchen. Auch Europa wird davon betroffen sein. Schmelzende Polkappen und schwindende Gletscher werden die Menschheit aber noch "hunderte, wenn nicht tausende Jahre beschäftigen", sagt der Chefmeteorologe bei der Pressekonferenz.

Mehr Investitionen nötig

Für die stellvertretende Generalsekretärin des UN-Büros für Katastrophenfürsorge, Mami Mizulori, sind es vor allem gute Nachrichten, dass in den vergangenen Jahrzehnten mehr Menschenleben gerettet werden konnten. Dafür verantwortlich seien bessere Prognosemethoden und Satellitenbilder sowie ein Ausbau von Schutzmaßnahmen. Doch die schlechte Nachricht sei, dass diese Verbesserungen vor allem in den reichen Nationen stattgefunden haben. Am Beispiel des nun an Land getroffenen Hurrikans Ida zeige sich, wie in wenigen Jahren nach Katrina durch Investitionen Leben gerettet werden konnten.

Doch die Länder des globalen Südens bräuchten Unterstützung, um eben solche Maßnahmen setzen zu können, sagte Mizulori: "Bereits jetzt sind 31 Millionen Menschen vor Naturkatastrophen auf der Flucht. Das werden bald mehr als jene, die vor Konflikten fliehen." Die reichen Industriestaaten müssten stärker mit den weniger entwickelten Ländern kooperieren: "Es wird nicht reichen, nur die Treibhausgase zu reduzieren", ist sich Mizulori sicher. (Bianca Blei, 1.9.2021)