Die Polizei nahm den Verletzten fest. Er befindet sich aktuell in Spitalsbehandlung.

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Wien – Der Mann, dem am Montag in Wien-Donaustadt eine selbstgebastelte Rohrbombe in der Hand detoniert ist, leidet laut Polizei an einer diagnostizierten paranoiden Schizophrenie. Die Diagnose wurde laut Polizei schon früher gestellt, nicht erst nach der Explosion. Der 46-Jährige befand sich am Mittwoch weiter im Spital, wo er von Justizwachebeamten überwacht wird, es wurde die U-Haft verhängt. Die Haftrichterin habe den Verdächtigen, der sich in einem Spital befindet, auch vernommen.

Die Polizei bestätigte dem STANDARD am Mittwoch, dass es gegen den Mann schon mehrere Anzeigen gegeben hatte, unter anderem wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, absichtlicher schwerer Körperverletzung, des Suchtmittel- und dem Waffengesetzes und wegen schwerer Körperverletzung. Dem STANDARD liegen außerdem Informationen vor, dass der Mann – nicht einschlägig – vorbestraft ist. Vom Landesgericht für Strafsachen heißt es, dass man aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft zu dem Thema geben kann.

Die Mutter des Mannes – er wohnt bei ihr, sie und ein Freund waren außerdem während der Explosion vor Ort – wurde allerdings bereits einvernommen. Sie gab laut Polizei an, sie habe nichts von einem Bombenbau gewusst, der Sohn habe viele Dinge im Internet bestellt. Auch sie gab an, dass ihr Sohn an einer paranoiden Schizophrenie leide.

Die Polizei veröffentlichte ein Foto von der beschlagnahmten Rohrbombe.
Foto: APA / LPD Wien

Laut Polizei kein Terror

Die Polizei ging am Dienstag nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Doch es gibt Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung. Die Tageszeitung "Heute" zitierte einen Nachbarn, der von "Heil Hitler"-Rufen berichtete.

Auf Social-Media-Kanälen des Mannes finden sich zum Teil politisch einschlägige Aussagen. So meinte er etwa, dass die NSU-Terroristin Beate Zschäpe ein milderes Urteil verdient hätte, und der Protest von Flüchtlingen in der Wiener Votivkirche 2013 erzürnte ihn. Zudem schrieb er, dass man auf Abtreibungskliniken "Luftangriffe führen" sollte, um unschuldige Kinder zu retten, und er äußerte sich abfällig über Prostituierte. Die Einträge wirken jedoch relativ erratisch.

Der Mann gab auf mehreren Kanälen an, er habe Chemie studiert. Ob dem so ist, konnte die Polizei vorerst nicht bestätigen. Ermittelt wird momentan jedenfalls wegen des Verdachts der vorsätzlichen Gefährdung durch Sprengmittel. Es gilt die Unschuldsvermutung. (elas, fsc, van, 1.9.2021)