300 Grundrissdaten soll der Mann an Russland weitergegeben haben.

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Berlin – In Deutschland hat am Mittwoch der Prozess gegen einen mutmaßlichen Spion begonnen, der Grundrisse von Bundestagsgebäuden an den russischen Geheimdienst verraten haben soll. Vor einem Staatsschutzsenat des Berliner Kammergerichts erklärte der Verteidiger nach Verlesung der Anklage am Mittwoch, sein Mandant werde sich nicht äußern. Dem 56-jährigen Deutschen wird geheimdienstliche Agententätigkeit zur Last gelegt.

Namenlose CD an russischen Militärgeheimdienst

Der Anwalt sagte am Rande der Verhandlung, es gebe keine Beweise, wer 2017 eine CD mit Grundrissdateien verschickt habe. Der 56-Jährige war damals laut Anklage Mitarbeiter einer Firma, die mehrfach vom Deutschen Bundestag mit der Überprüfung von elektrischen Geräten beauftragt worden war. Spätestens zwischen Ende Juli und Anfang August 2017 habe er eine CD-ROM mit über 300 Grundrissdateien der vom Bundestag genutzten Liegenschaften erstellt. Diese habe er per Brief und ohne Absender an einen Attaché der Russischen Botschaft geschickt, bei dem es sich um einen getarnten Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU gehandelt habe. Den Umschlag habe der Angeklagte mit dem Zusatz "Besondere Wichtigkeit" versehen, so die Bundesanwaltschaft.

Der Verteidiger erklärte weiter am Rande, keines der Dokumente habe ein Geheimvermerk getragen. Nach seinem Gefühl wurde in dem Verfahren "etwas über das Ziel hinausgeschossen". Sein Mandant sei ein Offizier in der Nationalen Volksarmee der DDR gewesen, so der Verteidiger. Es könnte sein, dass im Verfahren deshalb "Rückschlüsse" gezogen worden seien. (APA, 1.9.2021)