Die Idee ist gut, aber nicht revolutionär. Einen Nachmittag lang wollen Frauen, Lesben, Inter-, nicht binäre und Transpersonen im Thermalbad Vöslau unter sich sein, wollen abschätzigen Männerblicken und blöden Bemerkungen entgehen, etwa wenn zwei Frauen händchenhaltend durch die Badelandschaft wandeln. Für ein paar Stunden sollen Heterozwänge und Schönheitsideale außer Kraft gesetzt werden.

Eine Influencerin kündigte einen Badetag in einem Abschnitt des Thermalbads Bad Vöslau ohne Männer an.
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Umso übersteuerter wirkt manche Reaktion auf die Initiative der Influencerin Madeleine Alizadeh alias Dariadaria. Nichts gegen Diskussionen über eine solche genderkritische Separierungsaktion, die übrigens einen völlig anderen Hintergrund als die nun in Kommentaren in einem Atemzug genannte Forderung nach Frauenbädern für Musliminnen hat. Doch hier wird mit zweierlei Maß gemessen: Die Ablehnung und der Hass, die sich jetzt Raum schaffen, sind höchst befremdlich in einer Gesellschaft, die getrennte Männer- und Frauenschwitzbäder im Tröpferlbad, Schwulensaunas und Sadomasoclubs toleriert bis gutheißt.

Kann es sein, dass Befürworter traditioneller Geschlechterrollen inzwischen jede neue, von ihren Vorstellungen abweichende Idee als Angriff auf das große Ganze betrachten? Dass sie deren Proponentinnen schlicht das Maul verbieten wollen? In diesem Fall wäre der Badenachmittag für Frauen höchst politisch, ja geradezu weltbewegend. (Irene Brickner, 1.9.2021)