In New York regnete es binnen kurzer Zeit so viel, dass sich Straßen in Flüsse verwandelten und Menschen teilweise knietief im Wasser standen.

Foto: EPA/JUSTIN LANE

Der diesjährige Sommer ist der regenreichste in New Yorks Geschichte.

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New York City – Im Nordosten der USA sind infolge schweren Starkregens nach dem Hurrikan Ida mindestens neun Menschen getötet worden. Die "New York Times" berichtete von acht Toten in New York City im Alter von zwei bis 86 Jahren. Einige davon in waren in überfluteten Kellerappartments eingeschlossen worden.

Ein weiteres Todesopfer gab es im benachbarten Bundesstaat New Jersey. Ein Mann sei in der Stadt Passaic in seinem Auto von den Fluten mitgerissen worden, wie Bürgermeister Hector Lora CNN sagte. New Jersey und der Bundesstaat New York erklärten den Notstand. Der Nationale Wetterdienst (NWS) erklärte angesichts der lebensbedrohlichen Lage erstmals für New York City und die Umgebung einen Sturzflut-Notfall.

"Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Straßen", twitterte der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio in der Nacht auf Donnerstag. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Straße gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen.

"Bleiben Sie weg von der U-Bahn. Halten Sie sich von den Straßen fern. Fahren Sie nicht in diese schweren Überschwemmungen", schrieb de Blasio. Er führte den katastrophalen Rekordregen auf den Klimawandel zurück. Einen solchen Sturm habe die Stadt noch nie gesehen. Man sei "in einer neuen Welt", erklärte der Bürgermeister. "Das ist der größte Weckruf, den wir bekommen könnten." Von nun an müsse in New York bei jedem Sturm von ähnlichen Ausmaßen ausgegangen werden – die Maßnahmen gegen die globale Erderwärmung müssten landesweit verstärkt werden.

Etwa 5.300 Haushalte seien ohne Strom, hieß es. Ausläufer des Hurrikans Ida brachten der Millionenmetropole den stärksten Regen seit Beginn der Aufzeichnungen.

Im New Yorker Central Park waren am Mittwochabend Regenmassen in nicht gekanntem Ausmaß gefallen. 80 Millimeter registrierte der Nationale Wetterdienst binnen einer Stunde. Der erst Ende August aufgestellte Rekord für New York hatte bei 49 Millimetern gelegen. Insgesamt fielen in einigen Teilen der Region deutlich über 200 Millimeter.

US Open brechen Spielbetrieb ab

Am Mittwochabend hatten die Behörden in New York und seinem Umland vor schweren Unwettern, lebensgefährlichen Überflutungen und sogar Tornados gewarnt. Kurze Zeit später ging so viel Regen über der Großstadt nieder, dass sich Straßen in Flüsse verwandelten und Menschen teilweise knietief im Wasser standen. Fast alle U-Bahn-Linien mussten den Betrieb zwischenzeitlich einstellen – viele Menschen saßen in den Waggons fest.

Ein Video von Unicef-Sprecher Joe English zeigte den Queens Boulevard im gleichnamigen Stadtteil, der so überflutet war, dass Fahrgäste in einem Linienbus auf die Sitze steigen mussten: "Der Queens Boulevard in Maspeth/Corona ist im Moment buchstäblich ein Fluss. Bus voll durchflutet, mehrere Autos im Wasser stecken geblieben. Absolut verrückt", twitterte English. Auch in eine U-Bahn-Station drang Wasser mit der Kraft einer Springflut ein, wie Bilder zeigten.

Das Extremwetter traf auch die gerade stattfindenden US Open. Es regnete so stark, dass trotz der Überdachung der Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste. Auch das Gelände in Flushing Meadows war teilweise überflutet. Tausende Besucher mussten entweder Schutz suchen oder durchs Wasser waten.

Menschen im Süden weiterhin ohne Strom und Wasser

In den von Ida schwer getroffenen Gebieten im Süden der USA waren immer noch zahlreiche Menschen ohne Strom- und Wasserversorgung. Der Gouverneur von Louisiana, John Bel Edwards, rief deswegen dazu auf, dringend Treibstoff zu liefern, um rund eine Million Haushalte und Unternehmen ohne Strom und etwa 600.000 Menschen ohne Wasser zu versorgen.

Am Freitag besucht US-Präsident Joe Biden Louisiana, um sich selbst einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. "Der Staat Louisiana liefert Treibstoff für den Rest des Landes. Und jetzt brauchen wir den Rest des Landes, um ein wenig von seinem Treibstoff abzugeben, damit er nach Louisiana zurückkommt", erklärte Gouverneur Edwards. Auf die Frage, worum er Biden bei seinem Besuch am Freitag noch bitten könnte, sagte der Gouverneur: "Offen gesagt, die Liste wird sehr, sehr lang sein. Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können."

Im vom Hurrikan ebenfalls getroffenen Bundesstaat Alabama stieg die Zahl der Todesopfer von vier auf sechs. Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um Elektrizitätsarbeiter. Das bestätigte ein leitender Angestellter des Versorgungsunternehmens Pike Electric. (APA, Reuters, maa, 2.9.2021)