Die 13 geklagten Käufer der gefälschten Nachweise arbeiten im medizinischen Bereich.

Foto: AFP/Robyn Beck

Die US-Amerikanerin Jasmine C., die auf Instagram unter dem Usernamen @AntiVaxMomma bekannt war, wurde am Dienstag wegen des Verkaufs gefälschter Covid-19-Impfnachweise auf der Fotosharing-Plattform geklagt. Sie stammt aus New Jersey und wurde an einem New Yorker Gericht geklagt. Um dort Restaurants, Kinos oder auch Geschäfte zu betreten, wird bald eine Impfung verlangt. In der Corona-Leugner-Szene hat sich deshalb ein lukrativer Schwarzmarkt entwickelt, auf dem gefälschte Nachweise gehandelt werden – auch in Österreich und Deutschland.

Neben C. wurden 15 weitere involvierte Personen geklagt, darunter auch Käufer, berichtet "Mashable". Für öffentliches Aufsehen sorgte C. erst letzte Woche. In einem viral gegangenen Tiktok-Video legte der User @tizzyent nämlich ihre Betrugsmaschinerie offen. Die gefälschten Impfpässe kosteten 200 Dollar, ein Angebot, das sie offen auf ihrem Instagram-Account bewarb. Zwar wurde ihr Konto im Mai gesperrt, sie war jedoch rasch unter dem Handle @AntiVaxMomma2 zurück im Geschäft und soll laut Staatsanwaltschaft insgesamt etwa 250 Impfnachweise verkauft haben. Bezahlt wurden die Transaktionen mittels der Plattformen Cashapp oder Zelle.

"Maderna" statt Moderna

In Postings und Storys bot sie Interessierten "echte Karten, echte Chargennummern, echte Impfstellen". Anhand dieser Daten kann nachverfolgt werden, aus welcher Impfcharge die verabreichte Dosis stammt. Außerdem sorgen echte Informationen für gesteigerte Glaubwürdigkeit der gefälschten Dokumente. Erst kürzlich wurde eine Frau verhaftet, weil sie mit einem gefälschten Impfnachweis nach Hawaii reiste. Anstatt Moderna stand auf der Karte "Maderna".

Im Vergleich hierzu scheint C.s Angebot deutlich ausgeklügelter gewesen zu sein. Neben Impfnachweisen bot sie für 250 weitere Dollar die Eintragung in die Immunisierungsdatenbank der Stadt New York an. Möglich machte das Nadayza B., eine 27-jährige Klinikmitarbeiterin, die nun ebenfalls auf der Anklagebank sitzt. Sie trug mindestens zehn Namen ungeimpfter Personen in die Impfdatenbank ein, was der Fälschung ein neues Level an Vertrauenswürdigkeit verlieh. Entsprechende Informationen werden überprüft, wenn eine Person seinen digitalen Impfpass in die NY-State-Excelsior-Pass-App eintragen will.

Medizinisches Personal

Die 13 angeklagten Käufer von @AntiVaxMomma-Produkten sollen laut "Mashable" allesamt im Gesundheitswesen arbeiten, teilweise in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Als Reaktion auf die Aufdeckungen und Anklagen löschte Facebook C.s Konto Anfang August. Der Verkauf von Impfnachweisen ist auf Plattformen des Unternehmens nicht erlaubt.

Auch im deutschsprachigen Raum, also in Österreich und ebenso in Deutschland, floriert das Geschäft mit illegalen Impfpässen im Internet. Verkäufer tummeln sich dabei primär auf Plattformen wie Telegram, das Angebot ist schnell gefunden und wird offen beworben, wie der STANDARD berichtete.

Mengenrabatt

Die Preise sollen bei etwa 150 Euro pro fingierten Pass liegen, in einem der Redaktion bekannten Angebot gab es im April sogar Mengenrabatt, wenn man drei auf einmal kauft. Bezahlt wird mittels Paypal, der Kryptowährung Bitcoin oder sogar mit Geschenkgutscheinen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die gefälschten Nachweise hierzulande – vor allem seit Einführung des EU-konformen grünen Passes – einer Kontrolle standhalten würden. (mick, 2.9.2021)