Kabarettistin Barbara Klein wohnt in einem Blockhaus im Marchfeld. Mit ihrer Kollegin Krista Schweiggl, die regelmäßige Besucherin ist, nutzt sie das Wohnzimmer als Probebühne. Am Dienstag ist Premiere.

"Das Haus fühlt sich an, als wären wir ganz woanders, in Finnland, in einem Schweizer Chalet oder in den Rocky Mountains, irgendwo in Colorado. Das Holz hat eine tolle, warme Oberfläche, es riecht gut, keine geschniegelte Architektenhütte, man fühlt sich einfach nur geborgen. Und das Beste ist: Im Sommer ist es innen, wenn wir die Türen geschlossen halten, um sieben bis acht Grad kühler als draußen. Tatsächlich ist das ein finnisches Blockhaus, das in den Sechzigerjahren errichtet wurde, und zwar von einer finnischen Firma, die in Wien damals ihre Vertretung hatte. Ich selbst habe das Haus vor elf Jahren gekauft, als ich auf der Suche nach einer kleinen Badehütte irgendwo in Wien war.

Barbara Klein (links) und Krista Schweiggl wohnen seit Corona zusammen.
Foto: Lisi Specht

Das Resultat dieser Suche ist das da, mitten im Marchfeld, rund 30 Kilometer östlich von Wien. Es gibt einige Häuser in der Gegend, die sich als Blockhäuser tarnen, aber meist handelt es sich dabei um Blockhausfälschungen, um massiv gebaute Ziegelhäuser mit Holzbrettern an der Fassade. Dieses Haus aber ist echt. Vollholz mit voll viel Getier im Gebälk. Als ich das Haus übernommen habe, war es außen rundum mit einem dunkelbraunen Lack versiegelt. Nicht wirklich schön. Abschleifen wäre unmöglich gewesen. Also wollte ich die Fassade sandstrahlen. Das wäre zwar gegangen, aber dann hätte sich der Garten in eine Sahara verwandelt. Letztendlich haben wir das Haus mit Trockeneis strahlen lassen und auf diese Weise von den dicken Lackschichten befreit.

Der Garten ist auch Arbeit, "die aber weniger Früchte trägt, als wir gerne hätten, und zwar buchstäblich!".
Foto: Lisi Specht

Und dann erst drinnen! Im ganzen Haus lag ein grüner Spannteppich, bis hinein ins Badezimmer, bis hinauf zur Badewannenkante. Grüner Teppich überall! Den Teppich habe ich rausgerissen, darunter kam ein wunderschöner Bretterboden zum Vorschein. Ansonsten gab es allerhand Omama-Möbel, von denen ich mich getrennt habe, darunter auch eine Chippendale-Sitzgarnitur, aber natürlich haben sich im Laufe der Zeit noch ein paar Flohmarktfundstücke dazugesellt. Einen einheitlichen, durchgehenden Stil gibt es nicht wirklich.

Von allerhand Omama-Möbeln hat sich Barbara Klein getrennt, einige Flohmarktfundstücke haben sich dazugesellt.
Fotos: Lisi Specht

Im Corona-Lockdown ist meine Uraltfreundin Krista Schweiggl eingezogen. Daheim in Wien ist uns beiden die Decke auf den Kopf gefallen. Sie sagt immer, mir gehört das Haus, aber sie genießt mit. Zum Genießen gehört auch die Arbeit im Garten, die aber weniger Früchte trägt, als wir gerne hätten, und zwar buchstäblich! Wir rackern uns echt ab, setzen hunderte Tomatensetzlinge ein, weil wir nichts wegwerfen können, schon gar keine Pflanzenbabys, pflanzen eine neue Trauerweide, wenn’s sein muss, weil die alte bei einem Wirbelsturm mal jämmerlich eingeknickt ist, und das war ein Trauerspiel, die jetzige Weide haben wir Amelie getauft, das soll ihr Kraft geben, und wir kümmern uns um unseren Marillenbaum, um unseren Feigenbaum und um unseren Keinkirschenbaum. Und die eine Marille, die der Baum heuer getragen hat, sagt Krista, sei exzellent gewesen. Danke, Krista!

Barbara Klein hat ihr Haus vor elf Jahren gekauft, als sie auf der Suche nach einer Badehütte in Wien war.
Fotos: Lisi Specht

Doch die meiste Zeit hier draußen, vor allem jetzt in den letzten Wochen und Monaten, verbringen wir mit Proben für unser neues Kabarettstück Voll Zeit. Wir sind die SpätSies und spielen ein Zwei-Personen-Stück, in dem es um das Leben im Alter geht. Darin thematisieren wir vieles, was uns im Alltag widerfährt – die Einsamkeit, der kaputter werdende Körper, die Herausforderungen mit der Kommunikationstechnik, das Sitzplatz-angeboten-Bekommen in der Straßenbahn und das kindische Angeschaut-Werden von jungen Menschen, die einen behandeln, als würde man von Tag zu Tag dümmer werden. Das ist kein Honigschlecken. Und trotzdem ist es echt lustig und animiert uns zum Lachen.

Wenn wir also proben, ziehen wir den roten Vorhang zwischen Wohnzimmer und Küche zu und erklären den Kamin zum Backstage-Bereich. Als Requisit brauchen wir nur einen Stuhl, das Sofa ist unser Publikum, das Fenster die Loge. Das perfekte Theater! Ab und zu laden wir uns zum Testen auch echte Menschen ein. Die sind lustiger, die lachen mehr als unsere Möbel." (6.9.2021)