Da ist er ja! Im Schloss steckt der Schlüssel nur selten.

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Und täglich grüßt das Murmeltier. Zwar nicht in Gestalt von Bill Murray, aber mit derselben Frustration von sich ständig wiederholenden Ereignissen – in meinem Fall jeden Morgen um genau 8.40 Uhr. Dann will ich das erste Mal raus aus der Wohnung, muss also aufsperren. Allein der Schlüssel zum Erfolg fehlt.

Dieser steckt nämlich nicht nur äußerst selten im Schloss. Zu meinem Leidwesen liegt der Bund, der die Pforten zu Haus, Wohnung, Fahrradkeller und Büro öffnet, auch ständig an einem anderen Ort. Zugegeben, so unerfindlich sind die Gründe dafür nicht. Es könnte am mangelnden, weil für zu spießig befundenen Schlüsselbrett liegen. Oder an der Tatsache, dass eine gewisse Unfähigkeit besteht, den Schlüssel immer an derselben Stelle abzulegen.

Dies gilt im Übrigen nicht für die restliche Wohnung. Man mag es kaum glauben, aber hier herrscht kein Chaos. Vielleicht hyped auch die Freude über das tägliche Finden – wobei, der Nervenkitzel hält sich in Grenzen. Das Gefühl artet eher in kurze Panik aus, sind die fünf angestammten Plätze leer.

Führerschein aufgetaucht

Dabei bin ich eigentlich eine Verfechterin des Nichtsuchens. Mit etwas Geduld kommen die Dinge nämlich (fast) immer zurück. Unlängst ist mein Führerschein nach zwei Monaten wieder aufgetaucht. Somit wurde er von der Liste der fehlenden Dinge gestrichen, genau wie der alte Impfpass aus der Kindheit, der bei der halbherzigen Suche nach dem Führerschein aufgetaucht ist.

Bleiben noch: ein Fahrradhelm (der ziemlich sicher nicht in der Wohnung ist) und ein Ring mit Bernsteinfassung (der ziemlich sicher verloren ist, weil er bereits in einer früheren Wohnung verschwunden ist). Aber hey, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich schaffe es schließlich auch jeden Tag aus der Wohnung. Einen Schlüssel habe ich aber ehrlicherweise nicht immer dabei. (Julia Beirer, 3.9.2021)