Ein Teil des Problems, an dem nicht nur die europäische Automobilindustrie in Sachen Halbleiter leidet, ist wohl hausgemacht. Notorisch kurzfristige Bestellzyklen und Preisdrückerei – da kann man schon mal leer ausgehen bei den Zuteilungen durch die Lieferanten. Gut möglich, dass aus dem weltweiten Engpass in wenigen Monaten ein globaler Überfluss wird, der Preise verfallen lässt – und dann die Hersteller in die Bredouille bringt. So läuft es auf dem Schweinemarkt, und bei Computerchips ist es nicht viel anders.

Überraschend kommt der Mangel nicht. Ähnliches hatte sich bereits bei Rohstoffen abgespielt, deren Abbau China dominiert. In der Pandemie wiederholte sich das Spiel bei Desinfektionsmitteln, Gummihandschuhen und Medikamenten. Aus diesem Dilemma nun den Schluss zu ziehen, dass Europa mit Milliarden an Steuergeld Chip-, Batterie- und andere Fabriken bauen muss, um sich selbst versorgen zu können, ist zu kurz gedacht. Diese wären auf Dauer nicht konkurrenzfähig. Globaler Handel funktioniert nur mit-, nicht gegeneinander.

Für den Neo-Eigentümer des MAN-Werks in Steyr, Siegfried Wolf, ist der Chipmangel schlicht Pech. Er und seine Mannschaft sind auf das angewiesen, was der frühere Eigentümer an Material liefert, für den die Lkws produziert werden. Das ist nicht viel, die Mitarbeiter müssen also in Kurzarbeit, weil Chips für Motoren, Airbags fehlen. Die Autobauer fallen aber nicht allzu hart, der Staat zahlt bei Kurzarbeit mit. (Luise Ungerboeck, 2.9.2021)