Gibt an, einen grünen Daumen zu haben: Diktator Kim Jong-un.

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Seoul – Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat am Freitag auf einer Sitzung des Politbüros der Regierungspartei erklärt, mehr für den Klimaschutz tun zu wollen. "Kim betonte die Notwendigkeit, grundlegende Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaveränderung zu überwinden, da Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren zugenommen haben", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Schwere Regenfälle und Taifune hätten die Engpässe in der Lebensmittelversorgung deutlich verstärkt.

Viele Forderungen

Kimführte in Folge mehrere Maßnahmen auf, die allerdings eher in den Bereich des Umweltschutzes fallen. Er forderte unter anderem die Verbesserung von Flüssen, die Wiederaufforstung zum Schutz vor Erosion, die Instandhaltung von Deichen und die Errichtung von Gezeitendämmen. Laut KCNA sei die Wirtschaft des Landes außerdem durch internationale Sanktionen und selbst auferlegte Grenzsperren und strikte Beschränkungen des öffentlichen Lebens, die den Ausbruch eines Coronavirus verhindern sollen, stark beeinträchtigt. Nordkorea hat bisher keine Corona-Fälle bestätigt, aber die Grenzen geschlossen und strenge Präventionsmaßnahmen verhängt.

Dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge hat das Land ein Angebot von rund drei Millionen Dosen des chinesischen Impfstoffes von Sinovac Biotech sowie Dosen des Vakzins von Astra Zeneca abgelehnt. Die Führung in Pjöngjang begründete die Ablehnung damit, dass der Impfstoff an Länder gegeben werden solle, die von der Pandemie schwer getroffen seien.

Ex-Diplomat: Spannungen steigen

Die mutmaßliche Wiederinbetriebnahme des umstrittenen Atomreaktors in Yongbyon stellt nach Einschätzung des früheren deutschen Diplomaten Thomas Schäfer indes eine Herausforderung für die USA dar. "Ich glaube, dass Nordkorea die Spannungen langsam wieder erhöhen will," sagte der ehemalige Botschafter in Pjöngjang in einem Gespräch mit der Deutschen Press-Agentur in Seoul. Dass der Reaktor offenbar wieder hochgefahren worden sei, sei ein Schritt in diese Richtung.

Schäfer bezog sich auf einen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) von vergangener Woche, wonach der Reaktor im Nuklearzentrum Yongbyon seit Anfang Juli anscheinend wieder in Betrieb ist. Mit einer Leistung von nur fünf Megawatt ist der Reaktor zwar klein, kann aber Plutonium zur Herstellung von Atombomben liefern. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen.

"Bei Nordkorea muss man bei den langfristigen Zielen anfangen, und die Ziele sind seit mehreren Jahren, eigentlich seit dem Regierungsantritt von Kim Jong-un die militärpolitischen Ziele", sagte Schäfer in Bezug auf mögliche Verhandlungen mit dem Westen. Dazu gehöre ein Ende der gemeinsamen Manöver der USA und Südkoreas, "und dann als größeren Schritt der Abzug der amerikanischen Truppen, um so das südkoreanisch-amerikanische Verhältnis zu schwächen". Andere Forderungen wie etwa Sanktionserleichterungen spielten eher eine untergeordnete Rolle. Wirtschaftliche Anreize hätten für Pjöngjang weit weniger Wert, als von der internationalen Gemeinschaft oft angenommen werde. (APA, 3.9.2021)