Entwicklungshelfer und Afghanistan-Experte Reinhard Erös verlässt den "Talk im Hangar-7". Links im Bild Nahost-Experte und Filmemacher Imad Karim.

Foto: Screenshot Servus TV

Salzburg – Ein Talkgast hat Donnerstagabend wütend den "Talk im Hangar-7" aus Servus TV verlassen – er fühlte sich von Moderator Michael Fleischhacker als "gescheit" beleidigt und sah die Debatte über den "Triumph der Taliban" in Afghanistan als weit unter dem von ihm erwarteten Niveau an.

Der ehemalige Berufssoldat und Arzt Reinhard Erös leitet ein privates Kinderhilfsprojekt in Afghanistan und gilt als großer Taliban-Kenner. Den "Talk im Hangar-7" am Donnerstagabend verließ er nach 25 Minuten unter Protest.

"Keine Ahnung"

Nach 20 Minuten eröffnete Erös sein erstes Statement schon eher grantig mit dem Erstaunen über die Diskussion und zwei Teilnehmer, "die noch nie in Afghanistan waren, die keine der Sprachen sprechen, die keine Kulturkompetenz haben". Er habe tausende Vorträge über Afghanistan gehalten und hunderte Diskussionen geführt, und "keiner, der mit mir diskutiert hat, heute Abend vermutlich auch, hat jemals einen Taleb auch nur getroffen". Erös bescheinigte Mitdiskutanten "keine Ahnung" von der Materie und Oberflächlichkeit, gerichtet etwa an den Nahost-Experten und Filmemacher Imad Karim.

"Keiner so g'scheit wie man selber"

"Es ist ja immer traurig, wenn man in einer Runde ist, wo keiner so g'scheit ist wie man selber, das kann ich sehr gut nachvollziehen", ätzte Moderator Fleischhacker daraufhin.

Erös reagierte empört: "Das Wort gescheit nehmen Sie bitte zurück, das ist eine Beleidigung." Später spach er von einer "Beschimpfung".

"Oscar Wilde hat einmal gesagt, man muss nicht in einer Pfanne gelegen sein, um über ein Schnitzel zu reden", legte Fleischhacker nach.

Erös: "Jetzt greifen Sie auch noch ein, Sie haben auch keine Ahnung von der Thematik und bezeichnen mich lächerlich als gescheit."

Der Ex-Brigadier und Politologe Walter Feichtinger bat Erös noch, "den Taliban" mit seinem Wissen zu charakterisieren, wenn das möglich sei, und handelte sich damit die Berichtigung ein, dass es "der Taleb" heißt.

"Was wollen Sie eigentlich?"

Karim versuchte noch – übrigens sehr ruhig – herauszufinden, was Erös will: "Sie erzählen die ganze Zeit von Ihren Projekten, wunderbar, was wollen Sie eigentlich?"

Das war Erös zu viel: "Ich diskutiere nicht mit aggressiven Leuten. Wissen Sie, was? Ich geh nach Hause. Das macht keinen Sinn."

Fleischhacker: "Sie sind ein freier Mensch, Herr Erös." Der ist schon aufgesprungen und reißt sich das Mikro vom Kopf, als der Moderator nachsetzt: "Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie da bleiben. Dann können wir von Ihren Informationen profitieren. Herr Erös, wir können das Niveau ja gemeinsam steigern, indem Sie mit uns sprechen." Da ist der Mann schon unterwegs nach draußen. (fid, 3.9.2021)