Ob auf Dächern, Kirchtürmen, Äckern oder zwischen Bäumen – Mobilfunkanlagen sind attraktive Investments für institutionelle Investoren.

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Wien – Nach der Deutschen Telekom, Vodafone und Hutchison ("3") will auch die Telekom Austria (TA) ihre Mobilfunkmasten versilbern. Allein in Österreich sitzt der teilstaatliche, von América Móvil kontrollierte Mobilfunkbetreiber A1 auf 7900 Sendemasten, die sich lukrativ verwerten lassen. Weitere 7100 wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten von den sechs ausländischen Töchtern in Kroatien, Bulgarien, Slowenien, Serbien, Nordmazedonien und Belarus errichtet.

Zunächst soll das für den Funkbetrieb notwendige Equipment nur in einer eigenen Konzerngesellschaft gebündelt werden, erfuhr DER STANDARD. Ob danach die Auslagerung oder der Verkauf an eine der in den vergangenen Jahren aus dem Boden geschossenen sogenannten Towergesellschaften auf der Agenda stehe, sei noch nicht ausdiskutiert, skizzierte ein Insider die Pläne. Ein hausinternes Projektteam arbeite gerade an den Entscheidungsgrundlagen für die weitere Vorgangsweise.

Verkauf und Anmietung

Danach wird die Netzinfrastruktur, die man ja fürs operative Geschäft braucht, im Normalfall – ähnlich wie bei Sale-and-Lease-Back-Transaktionen – von dieser unter dem Arbeitstitel "A1 Tower" zu schaffenden konzerneigenen Funkturmgesellschaft zurückgemietet.

Inklusive Auslandstöchtern sind es weniger als 15.000 Sendemasten, die man versilbern könnte, denn die belarussische Tochter ist angesichts der politisch angespannten Lage vorerst von dem Vorhaben ausgenommen, wie es heißt.

Zum Leidwesen der Anrainer weithin sichtbar gehören Mobilfunkantennen zu den verborgenen Schätzen der Handynetzbetreiber.
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Bei A1 Telekom bestätigte man die Umstrukturierung. Man arbeite gruppenweit an der Entwicklung von Alternativen, um durch Fokussierung des Managements auf interne Effizienzen und höhere Vermietungsquoten höheren Nutzen aus dem Anlagenbestand zu ziehen. Aktuell werde am Set-up gearbeitet, und man prüfe die am besten geeignete Struktur einer "A1 Tower Company".

Tower-Gesellschaften

Andere Konzerne sind diesbezüglich deutlich weiter. Der britische Mobilfunkriese Vodafone hat seine Funkmasten in der Tochter Vantage Towers gebündelt und diese im März an die Börse gebracht und dabei 2,3 Milliarden Euro erlöst. Für dauerhafte Erlöse scheint gesorgt, denn Vodafone hält noch ein Fünftel an der Tower-Gesellschaft.

Auch bei der Deutschen Telekom liegt die Bündelung ihrer Funktürme in der Deutschen Funkturm GmbH bereits Jahre zurück. Zuletzt haben die Deutschen ihre Mobilfunkmasten in den Niederlanden versilbert, mehr als 3000 Mobilfunkmasten und Equipment auf Hausdächern wurden mit jenen von Cellnex NL fusioniert, einer Tochter des spanischen Telekom-Dienstleister Cellnex.

Professionelle Käufer

Cellnex wird von Benetton Family, GIC Special Investments Pte und Canada Pension Plan Investment kontrolliert und konzentriert sich auf Akquisition und Verwaltung von Mietverträgen für Grundstücke, Sendemasten, Dachinstallation und Inhouse-Abdeckungssysteme. Diese Spezialisierung sorgt für bessere Auslastung der Sendeanlagen, was auch dem Nutzer, also dem ursprünglichen Eigentümer, nützt.

Einen ähnlichen Deal hat der chinesische "3"-Eigentümer Hutchison vor einem Jahr über die Bühne gebracht. Per Juli 2020 übertrug das Telekommunikationsunternehmen Hutchison Drei Austria die in ihrem Eigentum befindlichen Mobilfunkmasten bzw. Sendestandorte (Green Fields, Roof Tops etc.) sowie die dazugehörige passive Infrastruktur an die Tower-Company CK Hutchison Networks (Austria), ehe das Equipment im Dezember durch die Übernahme der Cellnex Telecom, S.A., zur On Tower Austria wurde. Letztere betreibt mehr als 4470 Telekommunikationsstandorte in Österreich. In Gebieten mit schwacher Mobilfunkabdeckung wurden neue Standorte errichtet, weitere 400 sind im Zuge des 5G-Ausbaus in den nächsten Jahren geplant.

Millionen für 5G

Eine Entscheidung über eine allfällige Monetarisierung gibt es nicht, versichert ein Sprecher von A1 Telekom. Auf rasend viel Gegenliebe dürfte insbesondere bei der Belegschaftsvertretung freilich allein die Ausgliederung in eine eigene Einheit nicht stoßen. Die Personalvertreter haben sich in der Vergangenheit stets gegen jede Art der Veräußerung von Familiensilber quergelegt. Den Hauptaktionären, also América Móvil und Staatsholding Öbag, hingegen sei eine effiziente Verwertung, die auch noch Millionen für die anstehenden Investitionen in 5G bringen würde, willkommen, wie man hört. (Luise Ungerboeck, 4.9.2021)