Franco Foda muss nach einer guten Europameisterschaft zurück an den Start.

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Israels Eran Zahavi hatte nicht nur mit Aleksandar Dragovic Spaß, der 34-Jährige genoss die ungeahnten Freiheiten.

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Immerhin ein Österreicher konnte jubeln: Israel-Teamchef Willi Ruttensteiner.

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Haifa – Österreichs nicht unbedingt heroische Fußball-Nationalmannschaft ist am Sonntagnachmittag aus Tel Aviv kommend mit Verspätung in Wien-Schwechat gelandet. Die Stimmung im Flieger soll dem Vernehmen nach nicht ausgelassen gewesen sein. Der Samstagabend in Haifa hat Spuren hinterlassen, unterliegt man Israel in der WM-Quali 2:5, kann nicht zu Tagesordnung übergegangen werden. Wobei laut Teamchef Franco Foda, der Schuldzuweisungen ablehnt ("Ich trage die Verantwortung"), alles intern geklärt wird. Sportdirektor Peter Schöttel sagte nach der Ankunft: "Wir sind verdattert, ein richtiger Rückschlag. Wir müssen schnell aufstehen."

Gesprächsstoff ist ausreichend vorhanden, eine komplette Aufarbeitung dürfte sich bis Dienstagabend nicht ausgehen. Ab 20.45 Uhr gastiert Schottland im Happel-Stadion. Im Vorverkauf wurden rund 12.000 Karten abgesetzt, mit einem Stau an den Tageskassen ist nicht zu rechnen. Wobei sich alle Spieler samt Betreuerstab eines bewusst sind. "Wir müssen gewinnen", sagen sie, und man nimmt es ihnen ab. "Wir müssen verlieren" wäre auch Blödsinn.

"Unglaublicher Auftritt"

Es gab einen strahlenden Österreicher im Sammy Ofer Stadion, Israels Teamchef Willy Ruttensteiner. "Es war sehr emotional. Als die österreichische Hymne gespielt wurde, wollte ich schon mitsingen." Der 57-Jährige sprach von einem "großen Tag für den israelischen Fußball" und einem "unglaublichen Auftritt. Ich hätte mir nie gedacht, dass wir fünf Mal treffen."

Foda hätte das auch nicht gedacht. Okay, ein 2:4 wie im März 2019 an gleicher Stelle (Ruttensteiner war Sportdirektor, Andrea Herzog Teamchef) war schlimm genug. Und nun die Draufgabe, ein "Deja-vu. Damals waren wir in Führung und hatten viele Möglichkeiten. Und auch damals haben wir nicht gut verteidigt." Foda war bei der Online-Pressekonferenz gezeichnet, aber im Tonfall wie immer.

Nach fünf Runden, genau bei Halbzeit, ist Österreich in Gruppe F Vierter, der Rückstand auf Dänemark beträgt acht Punkte. "Der erste Platz ist leider Gottes in weite Ferne gerückt." Er lobte "das gute Gegenpressing, das Kreieren von Chancen. Wir hätten zur Pause führen können."

Diskussionen

Es ist in der Tat eine großartige Leistung, den bei der EM rechtschaffen erworbenen Kredit bei den Fans (an der Grenze zur Liebe) sofort wieder zu verspielen. Foda weiß, "dass es nun wieder eine Teamchef-Diskussion gibt". Er wird sich daran nicht beteiligen. Aber der Deutsche sorgte für Irritation. Weshalb er aus der bei der EM bewährten Viererkette in der Abwehr gegen Israel eine Dreikette machte, darüber herrscht Rätselraten. "Es lag nicht am System. Jeder hat gesehen, wie gut wir vor allem in der ersten Hälfte nach vorne gespielt haben."

Kurz erwähnte Foda die vielen Ausfälle (Marcel Sabitzer kommt auch nicht zum Schottland-Spiel). Das sei keine Ausrede. Weist man darauf hin, ist es eine. Die Israeli waren in der Defensive auch recht schwach, aber in der Offensive zielstrebiger, konsequenter. Eran Zahavi war mit zwei Toren der Garant, einige Treffer waren fast Kunstwerke.

Totalausfälle

Das kollektive Versagen der Österreicher war gespenstisch, Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger oder Alessandro Schöpf waren Totalausfälle. Es sind nur drei Beispiele, die Liste kann erweitert werden. Pomadig, zweikampfschwach, gedanken-langsam. Eine relative Normalform erreichten Konrad Laimer, Christoph Baumgartner und mit Abstrichen Marko Arnautovic. Der 18-jährige Yusuf Demir wurde beim Stand von 2:4 eingewechselt, Foda erwies ihm einen Bärendienst.

Kapitän David Alaba (auch sehr schwach) sagte, man habe die Euphorie, den Schwung aus der EM nicht mitnehmen können. Stellt sich die Frage: Warum? Antworten gibt es intern. Noch einmal Foda: "Wenn man fünf Tore kassiert, hat man etwas nicht richtig gemacht."

Weiter auf Kurs nach Katar

Trotzdem ist die Teilnahme an der WM 2022 in Katar nicht auszuschließen, im März gibt es ein Playoff. Dort wird Österreich unabhängig vom Quali-Abschneiden als Nations-League-Gruppensieger dabei sein, sofern vier Teams aus dem Quintett Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Wales ihre Quali-Gruppe auf Rang eins oder zwei beenden. Was der Fall sein dürfte.

Gegen Schottland muss man selbstverständlich gewinnen. (Christian Hackl, 5.9.2021)