Das Heimische Wurstwesen gehörte ebenso liebevoll kultiviert wie bei unseren Nachbarn in Deutschland

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Die gewiss herzerwärmendste und brutzelndste Meldung der vergangenen Woche kam aus unserem Nachbarland: Die Deutschen haben den 72. Geburtstag der Currywurst gefeiert! Alles, was Rang und Namen hatte, warf sich aus diesem Anlass in Schale, enterte seine Lieblingsfressbude und schob sich lecker Fritten und Currywurst hinter die Kiemen, bis die Schwarten krachten. Ein wahrhaft würdiges Fest!

Ein Fest aber, das in Österreich einen bedenklichen Nachgeschmack hinterlassen hat, regt es doch fast zwangsläufig zu einer Reflexion an, ob wir das heimische Wurstwesen im bilateralen Vergleich ebenso liebevoll kultivieren wie der sogenannte große Nachbar. Gewiss, der Wiener Würstlstand, wo die Eitrige geruhsam auf dem Rost schmurgelt und zusammen mit Buckl, Krokodü, Schoafm und 16er-Blech auf den Verzehr wartet – er hält sich trotz ausländischem Dauerbeschuss von Pizza, Döner und Co. Aber wann hat die Nation zuletzt kollektiv den Geburtstag der Käsekrainer gefeiert? Den Namenstag des Alpengrillers? Den Hochzeitstag der stets paarweise auftretenden Frankfurter?

Österreich darf seine Würste nicht links liegen lassen. Gefordert wäre eine Parallelaktion Burenhäutl, um den Deutschen Paroli zu bieten, mit Wursttaufen, Wurstgeburtstagen, Wurstwanderungen, Wurstweitwurf und Ähnlichem mehr. Und auch die Politik sollte die Wurstpromotion fördern. Es wird ihr ja um Gottes Willen nicht alles blunzn sein. (Christoph Winder, 6.9.2021)