ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer braucht noch etliche Blaue für sein Wahlziel, über die 40-Prozent-Grenze zu kommen.

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Fast flehentlich bitten Spitalsärzte, das Rote Kreuz, Virologen und all jene, die seit Monaten intensiv mit der Eindämmung der Pandemie beschäftigt sind, die Regierungspolitiker mögen doch endlich einen Zahn zulegen, damit das Land nicht wieder wie im Herbst und Winter des Vorjahres in ein Desaster schlittert. Die Infektions- und Hospitalisierungszahlen sind aktuell ohnehin schon höher als Anfang September 2020. Vor diesem drohenden Szenario ist es fast schon abwegig, was momentan in Oberösterreich abläuft.

Hier wird Ende September der Landtag neu gewählt. Aus purem parteipolitischem Kalkül hat ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer im Wahlkampf das Thema Pandemie nun von der Agenda genommen. Um nicht jene FPÖ-Wähler, die längst in der Skeptiker- und Verschwörerblase sitzen, zu vergraulen.

Er braucht noch etliche Blaue für sein Wahlziel, über die 40-Prozent-Grenze zu kommen. Durch das Ausblenden der Pandemie verliert nun aber ganz Österreich wertvolle Wochen in deren Bekämpfung, denn Stelzer wird in seiner Wahlkampfstrategie des Corona-Verschweigens von der Bundes-ÖVP unterstützt. Auch dort herrscht vor der Landeswahl Funkstille. Wann hat Kanzler Sebastian Kurz sich das letzte Mal zur Pandemie geäußert? Die größte Gesundheitskrise der Zweiten Republik für ein paar Prozentpunkte in einer Regionalwahl, die die ÖVP ohnehin klar gewinnen wird, wahltaktisch auszublenden ist politisch hochgradig unverantwortlich. (Walter Müller, 6.9.2021)