Am Sonntagnachmittag gab der Wiener Gesundheitsverbund bekannt, dass weitere zehn Corona-Fälle auf Intensivstationen aufgenommen werden mussten.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Dass Österreichs Intensivstationen laufend Zuwachs an Corona-Patientinnen und -Patienten bekommen, ist angesichts der vierten Welle längst kein Geheimnis mehr. Bisher konnte auf den Zusatz verwiesen werden, dass die Zunahme noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau passiert. Gröbere Engpässe oder Probleme gibt es aktuell nicht. Setzt sich dieses Wachstum weiterhin so beständig fort, kann diese Relativierung aber zumindest in einigen Bundesländern bald gestrichen werden.

In Wien etwa stieg die Belegung der Covid-Intensivbetten in nur einer Woche um 60 Prozent. Am Montag der Vorwoche wurden laut Dashboard der Ages 41 belegte Intensivbetten registriert, sieben Tage später waren es bereits 66. Das bedeutet, dass laut Ages bereits mehr als elf Prozent der Intensivbetten in Wien derzeit mit Covid-Fällen belegt sind. Eine Trendumkehr ist angesichts der hohen Neuinfektionszahlen vorerst nicht zu erwarten: Alleine der Wiener Gesundheitsverbund verzeichnete am Sonntag mit Stand 11 Uhr im Vergleich zum Vortageswert ein Plus von zehn weiteren Corona-Intensivfällen (von 48 auf 58).

Diese Zahlen – also dieser weitere Zuwachs – finden erst mit den Zahlen von Montag Eingang in die aktuellen Spitalsbelegungsstatistiken der Stadt.

Angesichts dieser Steigerungsraten – und sofern die aktuell 57 Prozent Vollimmunisierten in Wien keinen stark dämpfenden Effekt darauf haben – könnte Wien im Intensivbereich auch wieder Probleme bekommen. Noch gibt es freilich einen Puffer: Erst bei etwa 150 Covid-Intensivpatientinnen und -patienten dürften in der Bundeshauptstadt erste nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden. Am Montag wurde bekannt, dass die Zahl der intensivbetten in Wien, die für Covid vorgesehen sind, zuletzt wieder aufgestockt wurden: Normale Stationen wurden wieder in Covid-Stationen umgewandelt.

Verdoppelung in Salzburg

In Salzburg hat sich die Zahl der Covid-Intensivpatienten seit der Vorwoche verdoppelt. Zehn Corona-Patienten mussten am Montag auf der Intensivstation behandelt werden, am Donnerstag waren es noch fünf. Nur eine alte Person, mit massiven Vorerkrankungen, auf der Intensivstation war geimpft. Landesweit lagen insgesamt 24 Patienten mit einer Corona-Infektion im Spital. Die Schwelle, ab der in anderen Bereichen zurückgesteckt werden muss, weil Personal zur Versorgung von Covid-Patienten abgezogen werden müsse, ist bald erreicht. Denn nur bis zu 20 Patienten und 12 Intensivpatienten könnten ohne Einschränkungen aufgenommen werden.

Intensivbetten für Kinder

Wegen der Delta-Variante und der rasanten Zunahme bei den Neuinfektionen will Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nicht ausschließen, dass in der vierten Welle auch einige erkrankte Kinder eine intensivmedizinische Betreuung benötigen könnten. Bisher war das laut dem Büro des Stadtrats bei aktiven Fällen unter zwölf Jahren in Wien im Verlauf der Pandemie noch nicht der Fall. Um für dieses Szenario gerüstet zu sein, werden für den Herbst auch 25 Covid-Intensivbetten für Kinder vorbereitet.

Salzburg hat ebenfalls ein Konzept für coronakranke Kinder erstellt. Sechs Kinder könnten gleichzeitig auf der Kinderintensiv behandelt werden, für ältere Jugendliche ab 15 könne bei Bedarf ein eigener Bereich auf der Erwachsenen-Intensivstation errichtet werden, erläutert der Sprecher des Uniklinikums Salzburg, Wolfgang Fürweger. Bisher wurde erst ein Kind auf der Covid-Intensiv in Salzburg behandelt: Eine zwölfjährige Urlauberin aus den Emiraten.

Erste kritische Spitalsmarke in Oberösterreich erreicht

Der Krisenstab des Landes Oberösterreich gab am Sonntag in einer Aussendung bekannt, dass der vom Gesundheitsministerium definierte erste kritische Richtwert für die Intensivbetten-Belegung seit drei Tagen erreicht ist. 28 Corona-Fälle benötigten eine intensivmedizinische Betreuung, davon waren 25 Patientinnen und Patienten nicht vollständig immunisiert. Auf Normalstationen wurden 68 Personen behandelt, davon waren 52 nicht vollständig immunisiert.

Österreichweit benötigten am Montag 170 Corona-Fälle ein Intensivbett, um 15 mehr als am Vortag. Im Sieben-Tage-Vergleich waren das 48 Intensivbetten mehr. In der zweiten Welle im Vorjahr wurde diese Auslastung im Bereich der Intensivbetten erst in der zweiten Oktober-Hälfte erreicht. Anfang November folgte ein Lockdown. Damals gab es aber noch keine Impfung. Mit Stand Sonntag hatten knapp 59 Prozent der österreichischen Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz. (David Krutzler, Stefanie Ruep, 5.9.2021)