Es gab Diskussionsbedarf in Sao Paulo.

Foto: EPA/Sebastiao Moreira

Bild nicht mehr verfügbar.

Neymar und Messi konnten nichts ausrichten, das Spiel wurde nach nur sechs Minuten abgebrochen und nicht wieder angepfiffen.

Foto: REUTERS/Amanda Perobelli

Sao Paulo/Rio de Janeiro – Lionel Messi schaute ratlos zu seinem Freund Neymar rüber. "Warum haben sie nicht vorher gehandelt?", fragte Argentiniens Kapitän hörbar verstört im Tohuwabohu. Nicht nur die beiden Superstars von Paris St. Germain verstanden am Sonntag nach dem Abbruch des Superclasicos zwischen Brasilien und Argentinien die Fußballwelt nicht mehr.

In einer Hauruck-Aktion hat Brasiliens Gesundheitsbehörde Anvisa das WM-Quali-Spiel am Sonntagabend wegen Verstößen gegen Coronabestimmungen unterbrochen und letztlich gestoppt. Sechs Minuten nach dem Anpfiff der Partie in Sao Paulo gingen vier Mitarbeiter der Behörde auf den Platz und holten die drei argentinischen England-Profis Emiliano Martinez, Cristian Romero und Giovanni Lo Celso vom Feld.

Danach verließen auch die anderen argentinischen Spieler den Platz, während die Brasilianer blieben. Anschließend wurde die Partie abgebrochen. "Auf Beschluss des Schiedsrichters wird das von der FIFA organisierte Spiel zwischen Brasilien und Argentinien für die WM-Qualifikation ausgesetzt", teilte Südamerikas Fußball-Verband Conmebol auf Twitter mit.

Kritik am Vorgehen und am Zeitpunkt der Maßnahme

Der Brasilianische Fußballverband (CBF) bedauerte das Vorgehen der Gesundheitsbehörde Anvisa. Man sei "absolut überrascht" über den Zeitpunkt der Maßnahme gewesen, hieß es in einer Mitteilung der CBF mit Sitz in Rio de Janeiro am Sonntag. Demnach hätte die Anvisa ihres Amtes in verschiedenen Momenten und Tagen vor dem Spiel viel angemessener walten können, teilte der CBF weiter mit.

Der Weltverband FIFA würde eine Entscheidung treffen, nachdem seine Disziplinarkommission einen Bericht des Schiedsrichters und des Spielkommissars erhalten habe. Informationen über einen neuen Spieltermin oder den möglichen Punktverlust für eine der Mannschaften gab es zunächst nicht.

"Was heute passiert ist, ist bedauerlich für den Fußball", schrieb der argentinische Verbandspräsident Claudio Tapia auf Twitter. "Wir wollten das Spiel spielen, die brasilianischen Fußballer auch. Es hätte ein Fest für alle sein sollen, um die besten Spieler der Welt zu genießen", sagte Argentiniens Auswahltrainer Lionel Scaloni, der das Team zur Copa America geführt hatte.

Quarantäne für vier Spieler angeordnet

Wenige Stunden vor dem Spiel hatte die Anvisa Quarantäne für die vier argentinischen Nationalspieler Martinez und Emiliano Buendia (beide Aston Villa) sowie Lo Celso und Romero (beide Tottenham Hotspur) angeordnet. Martinez, Romero und Lo Celso standen in der Startelf. Nur Buendia fehlte im Aufgebot.

Das Quartett war mit der argentinischen Nationalmannschaft aus Caracas nach Brasilien gekommen. Bei der Einreise gaben die England-Profis laut der Anvisa nicht an, dass sie in den vergangenen 14 Tagen im Vereinigten Königreich, Nordirland, Südafrika oder Indien gewesen sind. Ausländische Reisende, die in diesem Zeitraum dort waren, dürfen wegen der Corona-Beschränkungen nicht nach Brasilien einreisen.

"Die Anvisa hält die Situation für ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko und hat daher den örtlichen Gesundheitsbehörden geraten, die sofortige Quarantäne der Spieler zu verhängen, denen die Teilnahme an jeglichen Aktivitäten untersagt ist", hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Zudem sollten die Spieler nicht weiter auf brasilianischem Gebiet bleiben dürfen. Es gebe Gesundheitsgesetze, nach denen alle südamerikanischen Turniere gespielt würden, erklärte Tapia. "Die Gesundheitsbehörden jedes Landes haben ein Protokoll genehmigt, das wir in vollem Umfang eingehalten haben", betonte der Verbandschef. (APA, sid, red, 5.9.2021)