Menschen gingen nach der Festnahme des Präsidenten durch das Militär zum Feiern auf die Straße, Soldaten patrouillieren weiterhin in der Hauptstadt Conakry.

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Conakry – Die internationale Kritik an dem mutmaßlichen Putschversuch im westafrikanischen Guinea wird lauter. Nachdem UN-Generalsekretär António Guterres "jede Übernahme der Regierung mit Waffengewalt" verurteilt hatte, äußerten auch die EU, die Afrikanische Union (AU), die ehemalige Kolonialmacht Frankreich sowie Großbritannien und die USA öffentlich Kritik.

Die genauen Hintergründe und Umstände der turbulenten Ereignisse am Sonntag waren auch in der Nacht auf Montag noch nicht zweifelsfrei geklärt. Laut der britischen Botschaft in Conakry war es im Lauf des Sonntags an mehreren Orten in der Hauptstadt zu anhaltenden Schusswechseln gekommen. In sozialen Medien kursierten zunächst nicht verifizierbare Videos, die den Schluss nahelegen, dass Präsident Alpha Condé gestürzt wurde. In einem Video mit dem Logo des staatlichen Rundfunks waren mehrere Männer in Militäruniform und mit der Landesfahne zu sehen – einer von ihnen behauptete, die Regierung sei abgesetzt. Er sagte zudem, die Verfassung sei außer Kraft gesetzt, und die Landesgrenzen seien geschlossen.

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Präsident Condé bei einer Rede im August 2019.
Foto: AP/Eric Gaillard

Feuergefechte in der Nähe des Präsidentenpalastes

In einem weiteren Video war Condé selbst mit Männern in Militäruniform zu sehen. Der Verbleib des 83 Jahre alten Staatspräsidenten war zunächst ungeklärt. Der französischsprachige Sender TV5 Monde und weitere Medien berichteten hingegen, das Verteidigungsministerium von Guinea habe am Sonntagnachmittag erklärt, Aufständische seien von der Präsidentengarde und anderen Sicherheitskräften zurückgeschlagen worden. Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Situation sei sehr angespannt. Vor allem in der Nähe des Präsidentenpalasts im Ortsteil Kaloum sei es zu Feuergefechten gekommen. Auf den Straßen Conakrys soll das Militär patrouillieren.

Präsident Alpha Condé, umringt von Putschisten.
Foto: EPA

Guterres hatte "jede Übernahme der Regierung mit Waffengewalt" verurteilt. Er forderte am Sonntagabend auf Twitter die sofortige Freilassung des Präsidenten.

Kritik aus Afrikanischer Union, EU und USA

Auch die Afrikanische Union verurteilte in einer Mitteilung "jegliche gewaltsame Machtübernahme" und forderten die sofortige Freilassung Condés. Der britische Botschafter David McIlroy verurteilte auf Twitter "den Versuch, den Präsidenten Guineas mit Gewalt" aus dem Amt zu entfernen. Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, äußerte sich auf Twitter ähnlich. Er appelliere an alle, um des Friedens willen und zum Wohle des guineischen Volkes nach rechtsstaatlichen Grundsätzen zu handeln.

Die USA verurteilten die Ereignisse vom Sonntag in dem rohstoffreichen Land ebenfalls. Gewalt und jegliche verfassungswidrige Maßnahmen würden die Aussichten Guineas auf Frieden, Stabilität und Wohlstand untergraben, erklärte das US-Außenministerium am Sonntag. "Die Vereinigten Staaten verurteilen die heutigen Ereignisse in Conakry", hieß es in der Erklärung. "Diese Handlungen könnten die Fähigkeit der Vereinigten Staaten und anderer internationaler Partner Guineas einschränken, das Land auf seinem Weg zur nationalen Einheit und einer besseren Zukunft für das guineische Volk zu unterstützen."

Mamady Doumbouya führt die Putschisten an.
Foto: EPA

Am Montag sollte in Conakry eigentlich ein Qualifikationsspiel zwischen Marokko und Guinea für die Fußball-WM 2022 stattfinden. Aufgrund der "sehr volatilen" politischen Situation und Sicherheitslage werde das Spiel verschoben, teilte die Fifa am Sonntagabend mit.

Politische Spannungen

Präsident Condé kam 2010 in der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und bei den Streitkräften zugeschrieben, und er sorgte nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität. Kritiker aber bezeichnen Condé als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war. 2020 sicherte er sich nach einer umstrittenen Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit. Der Abstimmung waren Monate der politischen Spannungen und gewalttätiger Proteste vorausgegangen. (APA, 6.9.2021)

Mamady Doumbouya wandte sich in einer Ansprache an die guineische Bevölkerung.
Nzwamba