Der Wiener Stadtrat Christoph Wiederkehr (Neos, hinter der Bank links) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP, rechts davon) schauen bei ihrem Besuch in einer Volksschule in der Hauptstadt am Montag einem Kind beim Testen über die Schulter.

Foto: APA/HANS PUNZ

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sind am Montag rund 490.000 Kinder und Jugendliche ins Schuljahr gestartet. Bildungsminister Heinz Faßmann zeigte sich optimistisch, dass durchgehend Präsenzunterricht stattfinden kann. Bei Eltern und Lehrpersonal lässt die Corona-Strategie der Regierung einige Fragen offen. Denn aus der Nähe betrachtet gestalten sich die geltenden Regeln doch recht komplex:

Frage: Wie wird an den Schulen getestet?

Antwort: In den ersten drei Wochen des Schulbetriebs gilt bundesweit, dass sowohl die Kinder als auch die Lehrerschaft dreimal pro Woche getestet werden sollen. Wie es danach weitergeht, wird auf die – derzeit sich verschlechternde – Infektionslage ankommen.

Frage: Welche Tests werden verwendet?

Antwort: Hier unterscheiden sich Wien und der Rest des Landes. Die Bundeshauptstadt setzt schwerpunktmäßig auf PCR-Tests, die laut Experten das Mittel der Wahl sind, um festzustellen oder auszuschließen, ob ein Mensch mit Corona infiziert ist. Antigentests sind weit weniger präzis. In Wien werden daher montags und mittwochs – sowie, wenn von der Schule gewünscht, auch freitags – PCR-Tests durchgeführt, in den acht anderen Bundesländern soll einer der drei vorgeschriebenen Tests ein PCR-Test sein.

Frage: In Wien werden also überhaupt keine Antigentests gemacht?

Antwort: Doch, aber nur dann, wenn mangels PCR-Testergebnisses unklar ist, wie der Corona-Status eines Kindes oder eines Mitglieds des Lehrpersonals ist. Antigentests stellen zwar mit geringerer Sicherheit fest, ob ein Mensch infiziert ist, aber nach einem negativen Antigentestergebnis ist kurzfristig davon auszugehen, dass die betreffende Person nicht infektiös ist. Für alle Kinder in Wiener Schulen gelten negative PCR-Testegebnisse 72, negative Antigentestresultate 48 Stunden. Diese Fristen wurden für Über-12-Jährige in Wien außerhalb der Schulen jedoch mit dem Argument auf 48, respektive 24 Stunden verkürzt, dass diese sich bereits impfen lassen könnten. In den anderen Bundesländern gelten für Über-12-Jährige außerhalb der Schule keine verkürzten Fristen.

Frage: Warum setzt man in den Schulen eigentlich nicht in ganz Österreich auf die aussagekräftigeren PCR-Test?

Antwort: Weil es in weiten Teilen Österreichs mangels kurzfristig verfügbarer Laborkapazitäten unmöglich ist, so viele PCR-Tests zu administrieren.

Frage: Ab wann könnte es wieder zu Schulschließungen kommen?

Antwort: Die Regeln für die drei Risikoszenarien reichen von maskenlos und ungetestet bis zu drei Tests pro Woche für ungeimpfte Kinder. Stufe zwei bringt Mund-Nasen-Schutz auf dem Gang, Stufe drei verpflichtet alle in der Oberstufe auch in der Klasse zum MNS. Theoretisch können aber erneut Klassen oder Schulen schließen. Wer bei Auftreten eines Corona-Falls in Quarantäne muss, entscheiden die Gesundheitsbehörden. Geimpfte Kinder sollen nicht mehr als "Kontaktperson eins", sondern als "Kontaktperson zwei" geführt werden, wenn es in der Klasse nur einen positiven Fall gibt – sie dürfen also weiterhin die Schule besuchen.

Frage: Wie viele Schulkinder sind inzwischen geimpft?

Antwort: In der Alterskohorte der 15- bis 24-Jährigen sind knappe 50 Prozent doppelt geimpft. Bei den Zwölf- bis 15-Jährigen sind es 44 Prozent Vollimmunisierte. Für unter Zwölfjährige ist noch gar kein Impfstoff freigegeben. Bildungsminister Heinz Faßmann appelliert daher an die Erwachsenen: Die Kinder und Jugendlichen hätten in den vergangenen 18 Monaten auf viel verzichtet und sich selbst solidarisch gezeigt: "Ein Gegenzug wäre notwendig", sagte er am Montag.

Frage: Wie viele Lehrerinnen und Lehrer sind geimpft?

Antwort: Das ist derzeit unbekannt – zumindest jetzt noch: Im Laufe dieser Woche soll es eine Prozentzahl der Lehrerdurchimpfung geben, kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann im STANDARD-Gespräch an. Ungeimpfte Lehrer müssen künftig während der Schulzeit einmal wöchentlich einen PCR-Test absolvieren. Die Kontrolle der Nachweise soll laut Faßmann durch die Schulleitungen erfolgen. Er hoffe auf ein "Vertrauensverhältnis zwischen Schulleitung und Lehrer", sodass stichprobenartige Überprüfungen der Testzertifikate ausreichen sollten. Die Lehrer müssten den Nachweis aber ständig für allfällige Kontrollen mitführen.

Frage: Was gilt in den Kindergärten?

Antwort: In Kindergärten herrscht für die Kinder keine Testpflicht. In Wien stehen ihnen ab vier Jahren die "Alles gurgelt"-PCR-Tests offen. Zudem laufen in einigen Bundesländern Pilotstudien bezüglich Lollipop-PCR-Tests. Von neu angestelltem Personal im Kindergarten wird eine Impfung verlangt, zudem müssen sich alle Angestellten drei Mal pro Woche testen, davon einmal mittels PCR-Test. Von den Eltern wird beim Bringen und Abholen der Kinder das Tragen einer FFP2-Maske verlangt.

Frage: Und wie sind die Rahmenbedingungen an den Unis?

Antwort: Die Rektorate der jeweiligen Universitäten können autonom über ihre Regeln entscheiden. Jede weitere Einschränkung abseits von 1G bis 3G muss allerdings gut begründet werden. So haben etwa die Medizin-Unis Innsbruck und Wien eine Impfpflicht für den klinischen Bereich beschlossen.

Frage: Was wurde aus den Luftreinigern?

Antwort: Sie sollen dort zum Einsatz kommen, wo regelmäßiges Lüften nicht möglich ist. Das Bildungsministerium hat hierfür zu einer Bestandsaufnahme aufgerufen. Der Bund unterstützt die Anschaffung dieser Geräte. Zudem sollen in Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen Abwasseranalysen durchgeführt werden. (Irene Brickner, Anna Giulia Fink, 6.9.2021)