Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein macht den Hauptdarsteller in der Serie Der Landarzt und fährt durch die Dörfer, um persönlich zu impfen. Das mag einzelne Impfskeptiker überzeugen, die sich freuen, dass der Minister persönlich in abgelegenen Gegenden ordiniert, aber es bleibt doch die Frage: Hat er nichts Besseres zu tun? Zum Beispiel politisch dafür zu sorgen, dass sein "sehr konkreter Plan" zur Bekämpfung der anlaufenden vierten Welle nicht in der türkisen Maschinerie hängen bleibt?

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Bundeskanzler Sebastian Kurz.
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Der Kanzler selbst absolvierte seine bisherigen Sommergespräche mit bemerkenswerter Ruhe in Sachen vierter Welle. Man könnte glauben – und manche tun das auch –, dass Türkis keinen größeren Plan, z. B. fürs Impfen, mehr hat und die Corona-Vorsorge zur Privatangelegenheit erklärt. Wie Kurz das am 10. Juli verkündete: "Die Krise ( ... ) wandelt sich von einer akuten gesamtgesellschaftlichen Herausforderung zu einem individuellen medizinischen Problem". Im ORF begnügte sich Kurz mit unklaren "Schutzmaßnahmen" für Ungeimpfte. Ob das die Impfrate hebt?

Dass praktisch täglich Experten vor einer neuerlichen kritischen Situation im Herbst warnen, quittierte Kurz auf Servus TV damit, eben diese Experten seien bei der Einschätzung der Wellen nicht immer richtig gelegen. Mag sein, aber das ist eine mutige Ansage angesichts dessen, was uns Kurz schon alles seit März 2020 zur Pandemie erzählt hat, und wie wenig richtig er damit lag. (Hans Rauscher, 6.9.2021)