Novak Djokovic ist auf dem Weg.

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Matteo Berrettini brachte Oscar Otte zu Fall.

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New York – Anno 2020 sind die US Open vor allem aus österreichischer Sicht in die Tennisgeschichte eingegangen. Da hatte Dominic Thiem nach einem denkwürdigen Finale gegen den Deutschen Alexander Zverev seinen ersten Triumph in einem Grand-Slam-Turnier gelandet.

Grand Slam

Auch 2021 könnte bei den Männern historisch werden, schließlich holt der Serbe Novak Djokovic – noch dazu in Abwesenheit von Rafael Nadal und Roger Federer – zum ganz großen Erfolg aus. Drei Siege trennen ihn noch vom Titel, der gleichbedeutend wäre mit dem ersten Grand Slam seit 1969. Da war der Australier Rod Laver der bis dato Letzte, der alle vier großen Turniere (Australian Open, French Open, Wimbledon, US Open) in einem Kalenderjahr gewann. Laver, seit einem Monat 83 Jahre alt, war auch 1962 durchmarschiert, der einzige Grand-Slam-Sieger vor ihm war 1938 der US-Amerikaner Donald Budge gewesen – übrigens im Alter von bloß 23 Jahren.

Medwedew bereits im Halbfinale

Eine Runde weiter als Djokovic ist der als Nummer zwei gesetzte Daniil Medwedew. Der Russe besiegte am Dienstag den niederländischen Qualifikanten Botic van de Zandschulp 6:3,6:0,4:6,7:5 und steht im Halbfinale. Der 25-Jährige musste zwar den ersten Satzverlust im Turnier hinnehmen, setzte sich schließlich aber ungefährdet durch. Sein Semifinalgegner ist entweder der 18-jährige Spanier Carlos Alcaraz oder Felix Auger-Aliassime aus Kanada.

Medwedew zog zum dritten Mal in Folge in die Runde der letzten vier des Major-Turniers ein. 2019 unterlag er im Finale Nadal, im Vorjahr dem späteren Turniersieger Thiem. Van de Zandschulp verpasste es zwar, als erster Qualifikant überhaupt bei den US Open ins Halbfinale einzuziehen. Danks des Viertelfinales wird er aber erstmals unter die Top 100 der Weltrangliste verstoßen und zudem mit 425.000 Dollar Preisgeld belohnt.

US Open Tennis Championships

Neue Siegerin

Das aktuelle Frauenturnier ist garantiert ein Fall für die Geschichtsbücher, schließlich wird eine neue US-Open-Siegerin gekürt. Leylah Fernandez steht als erste Halbfinalistin fest. Die 19-Jährige sorgte nach ihren Siegen gegen Titelverteidigerin Naomi Osaka und Angelique Kerber für eine weitere Überraschung. Die Nummer 73 der Weltrangliste bezwang die an Position fünf gesetzte Ukrainerin Jelina Switolina 6:3,3:6,7:6 (7:5). Im Halbfinale trifft sie auf Aryna Sabalenka aus Belarus oder die Tschechin Barbora Krejcikova.

Im Achtelfinale hatte die Griechin Maria Sakkari nach knapp dreieinhalb Stunden die Kanadierin Bianca Andreescu, Titelträgerin von 2019, mit 6:7 (-2), 7:6 (8) und 6:3 besiegt, das Match war erst um 2.14 Uhr Ortszeit zu Ende, niemals zuvor sind zwei Frauen in New York so spät noch auf dem Platz gestanden. "Dabei bin ich eher eine Frühaufsteherin", sagte Sakkari, die heuer bei den French Open schon im Halbfinale stand. Will sie das in New York wiederholen, muss sie die frühere Weltranglistenerste Karolina Pliskova aus Tschechien bezwingen.

Selbstbewusste Bencic

Keine Überraschung wäre ein Titelgewinn der Schweizerin Belinda Bencic. Die 24-Jährige spielt nach ihrem Olympiasieg in Tokio mit großem Selbstvertrauen. Bei den US Open hat sie noch keinen Satz abgegeben, der erste gegen die Polin Iga Swiatek war zwar einerseits knapp (14:12 im Tiebreak), aber andererseits mehr als die halbe Miete. In ihrem dritten US-Open-Viertelfinale nach 2014 und 2019 trifft Bencic auf Emma Raducanu. Die 18-jährige Britin ist unter den vielen Überraschungen im Frauenbewerb mit Sicherheit die größte.

Selbstbewusste Raducanu

Raducanu sorgt in Flushing Meadows für Furore. Der US-Amerikanerin Shelby Rogers ließ sie bei ihrem 6:2-6:1-Erfolg nicht den Hauch einer Chance. Sie ist erst die dritte Qualifikantin, die seit Einführung des Profitennis 1968 ins Viertelfinale vorgestoßen ist. "Ich fühle mich sehr selbstbewusst und bin glücklich darüber, wie ich hier in den Staaten auftrete", sagte Raducanu. "Ich habe das Gefühl, dass ich mit jedem Match besser werde."

Derweil eilt Novak Djokovic von Sieg zu Sieg, noch ohne bis dato zu glänzen. Auch beim Viersatzerfolg über den US-Amerikaner Jenson Brooksby hatte er Startprobleme, freilich machte Brooksby nach dem 6:1 im ersten Satz nur noch sieben Games insgesamt in den folgenden drei Durchgängen. Schon gegen den als Nummer sechs gesetzten Italiener Matteo Berrettini wird sich Djokovic deutlich steigern müssen, und im Semifinale würde wahrscheinlich der als Nummer vier gesetzte Zverev warten, der auf dem Court bis jetzt einen phänomenalen Eindruck hinterließ.

Historisches US-Aus

Das Aus von Brooksby brachte auch Historisches mit sich: Erstmals seit den ersten US Open im Jahr 1881 sind weder bei Männern noch Frauen im Viertelfinale noch US-Amerikaner dabei. Auch Aufschlagkanone Reilly Opelka war im Achtelfinale gescheitert – am Südafrikaner Lloyd Harris, der nun auf Zverev trifft. Opelka äußerte sich zum Exodus seiner Landsleute ehrlich: "Es ist frustrierend. Wir haben mehr als ein Dutzend Leute in den Top 100, aber wir haben keinen Grand-Slam-Finalisten." (sid, APA, red, 7.9.2021)