Bild nicht mehr verfügbar.

Die Bevölkerung ist äußerst kritisch, wenn es um den Einsatz von Bitcoin als Zahlungsmittel geht.

Foto: AP/ Salvador Melendez

"El Salvador hat soeben seine ersten 200 Coins gekauft", verkündete am Montagabend der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, via Twitter. Kurze Zeit später verdoppelte der Staat seinen Besitz an Bitcoin. Der größere Kontext dazu: Seit Dienstag ist die Kryptowährung ein offizielles Währungsmittel im kleinsten zentralamerikanischen Staat.

Lieber Bitcoin als US-Dollar

Die Bitcoin-Käufe, die nur einen Tag vor dem historischen Inkrafttreten stattfanden, belaufen sich auf rund 17 Millionen Euro, gemessen am Kurs vom Montag. Der Bitcoin-Preis stieg dementsprechend nach der Veröffentlichung dieser Transaktion. Jedoch scheint die Bevölkerung inklusive der Opposition nicht von dem neu eingeschlagenen Weg überzeugt zu sein.

Die Salvadorianer beklagen sich darüber, dass sie kaum offizielle Informationen von der Regierung erhalten haben und im Unklaren darüber gelassen werden, was die Entscheidung, Bitcoin als offizielle Währung einzuführen, für sie bedeutet. Aber auch globale Banken und Ratingagenturen haben die Entscheidung infrage gestellt und erklärt, dass sie die dringend benötigten Kreditgespräche mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gefährde, lokalen Versicherern schade und sogar das Bitcoin-Netzwerk schwächen könnte.

Im August kam es in der Hauptstadt San Salvador zu Protesten, da die Menschen um ihre Rentenauszahlungen fürchteten und die Geldwäsche in einem Land, in dem die Korruption omnipräsent ist, zunahm. Eine im Juli durchgeführte Umfrage ergab, dass 75 Prozent der Salvadorianer Vorbehalte gegen das neue Bitcoin-Gesetz haben.

DER STANDARD

Zweifel der Bevölkerung und Opposition

Dennoch scheint Bukele von der Einführung von Bitcoin in seinem Land überzeugt zu sein. In einem Tweet im vergangenen Monat bezeichnete der 40-Jährige die Opposition als "Lügner", die entlarvt werden würden, sobald das Gesetz in Kraft trete. Der Präsident fuhr fort, dass diejenigen, die sich Sorgen um ihre Pension oder ihr Unternehmen machen, weiterhin wie gewohnt in US-Dollar, der im Jahr 2001 als offizielle Währung eingeführt wurde, bezahlen können. Die Verwendung von Bitcoin wird nicht zwingend vorgeschrieben.

Jedoch sollen Bitcoin zukünftig nicht ausschließlich gekauft werden. Denn der Präsident machte im Juni mit einer weiteren Äußerung in sozialen Medien auf sich aufmerksam. Bukele schlug vor, die Energie der sieben aktiven Vulkane zu nutzen, um die Kryptowährung zu schürfen. So soll die Bitcoin-Herstellung, die aufgrund ihres hohen Stromverbrauchs vielfach in der Kritik steht, gänzlich aus erneuerbarer Energie erfolgen. Um seinen Plan umzusetzen, beauftragte der Präsident den heimischen Stromkonzern La Geo, einen Plan für die Nutzung der Vulkanenergie vorzulegen.

Das Ausmaß der schürfbaren Bitcoin ist endlich, so sollen insgesamt lediglich 21 Millionen Bitcoin geschürft werden. Laut heutigen Berechnungen wäre dieser Punkt im Jahr 2140 erreicht – wenngleich anzumerken ist, dass Quantencomputer diesen Prozess zukünftig beschleunigen könnten. Bleibt die Frage, ob Bitcoin in 119 Jahren noch in El Salvador als Zahlungsmittel akzeptiert wird. (fpz, 7.9.2021)