"Dat is nix Halbes und nix Ganzes", hätte meine Oma wahrscheinlich gesagt, und zwar zu den B-SUVs, sprich: den kleineren Ausführungen der Pseudogeländewagen, die aktuell die Straßen unserer Städte und Landstraßen fluten. Ob sie damit recht hätte, sei einmal dahingestellt, immerhin ist es schon etwas Halbes.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich sehe hier den RAV4 in Kleiner, nicht einen Yaris in Größer. Oder?
Foto: Toyota

Genauso halb wie der neue Toyota Yaris Cross. Der ist nämlich ein solcher B-SUV, und ja, Sie werden wahrscheinlich schon verdutzt aufgeschaut haben, der Yaris ist doch ein Kleinwagen?!_Das ist ja gerade der Coup daran. Toyota hat dem erfolgreichen Stadtflitzer in der Länge, Breite und Höhe ein paar Zentimeter beziehungsweise Millimeter verpasst, und schon kann man ihn an eine Zielgruppe verkaufen, die vorher desinteressiert war.

Das klingt jetzt alles gehässiger, als es gemeint ist. Toyota scheint selbst nicht so recht sicher zu sein, was der Yaris Cross eigentlich sein soll. Als Beispiel: Man ist ziemlich stolz, den Yaris Cross als Allrad-Hybrid anbieten zu können – zu Recht, wie Sie später lesen werden. Gleichzeitig ist in der Präsentation und im Marketing ständig das Wort "urban" zu lesen. Ein perfektes "Alltagsauto" soll der Yaris Cross sein. Wozu aber Allrad in der Stadt?

Toyota bleibt auch beim Yaris Cross seiner Innenraumgestaltung treu: unaufgeregt, schlicht – und alles an seinem Platz.
Foto: Toyota

Da hat der Hersteller freilich auch eine Antwort drauf. Und die lautet Trail- und Snow-Modus. Der soll nämlich, sollte es denn in der Großstadt einmal schneien, mit Verbrenner- und Elektromotor intelligent alle vier Räder unabhängig voneinander ansteuern können, um das Rutschen zu minimieren.

Aber das war jetzt alles theoretisch. Wie fährt er sich denn, der Cross, der mit seinem Design unserer Meinung nach eher dem RAV4 ähnelt als seinem Brüderchen?

Wie gesagt, gibt es den Yaris Cross auch als Fronttriebler. Und der ist, das muss man so ehrlich sagen, unaufgeregt, wie ein Yaris eben. Durch die Stadt, in unserem Falle Brüssel, kommt man dabei wunderbar, die leicht höhere Sitzposition bietet der Fahrerin oder dem Fahrer noch etwas mehr Übersicht.

Foto: Toyota

Satz mit X

Hinzu kommt, und das ist für B-SUVs nicht allzu üblich: Sicherheitssysteme wie adaptive Frontleuchten, oder einen Einpark-Hilfe-Assistenten kann man sich dazu buchen, oder sie sind beim "Elegant"-Paket serienmäßig dabei. Den Parkassistenten hätten wir gerne ausprobiert, immerhin wurde er sehr prominent in der Präsentation vorgestellt. Die zur Verfügung gestellten Testfahrzeuge hatten diesen aber nicht installiert. Ein Helfer verriet uns, es hätte am Vortag noch zwei Demo-Autos dafür gegeben – diese seien aber mit einem Defekt abgeholt worden.

Das Navigationssystem sollte noch erwähnt werden. Das hat Toyota extra entwickeln lassen, es ist Cloud-basiert und braucht zum Gebrauch mindestens eine 4G-Verbindung (SIM-Karte ist im Auto enthalten). Viel Glück in Teilen Österreichs. Es soll aber Fail-Safe-Systeme geben, hat man uns versichert.

Grafik: Der Standard

Also blieb uns nur noch der Allrad-Yaris-Cross über und der, das muss man genauso ehrlich sagen, macht schon mehr Spaß. Zusammen mit dem aktivierten Sport-Modus, der das Automatik-Getriebe konstant in einer höheren Drehzahl behält, kommt man damit vor allem über nicht super befestigte Landstraßen wunderbar voran. Die Luft bleibt einem dabei nicht weg, aber hey, das muss ja auch nicht sein. Ist auch bei insgesamt 116 PS nicht so wirklich möglich. Wichtig ist: Mit dem Allrad lässt sich Spaß haben.

Und zwar auch in der Brieftasche. Zumindest wenn es um den Verbrauch geht. Unsere Tour mit dem Fronttriebler haben wir konstant unter vier Litern geschafft, und als wir den Allrad getreten haben wie ein Berserker, sind wir kaum über fünf gekommen. Das kann sich für einen B-SUV sehen lassen.

Wenn es um den Kaufpreis geht, kommt es drauf an, was man haben möchte. Los geht es mit dem einfachen Benziner bei 19.990 Euro. Einen ersten Hybrid gibt es für 24.500 Euro. Und wer das ganze Paket mit allen Assistenz-Systemen und Head-up-Display haben möchte, legt dann halt 33.510 Euro auf den Tisch. Ihre Entscheidung. (Thorben Pollerhof, 14.9.2021)