Das waren noch Zeiten, als bei Jeep 5,2 Liter den Hubraum und nicht den Realverbrauch angegeben haben. In der ersten Halbzeit unseres Tests waren wir sogar dem Normverbrauch von 2,3 Litern ganz nahe – was daran lag, dass dem Renegade Ziele im Umkreis von 50, 60 Kilometern angetan wurden und am Ziel erfreulich regelmäßig eine Steckdose zu finden war. Oft nur a Liachtstroum, wie man im Steirischen sagt, also eine stinknormale 230-Volt-Steckdose, aber das reicht bei diesem Wagen.

Der Jeep Renegade ist ein fescher Kampl, der weniger SUV als viel mehr Geländewagen sein will.
Er schleicht voran, was die Elektrifizierung via Plug-in-Hybrid im Fiat-Chrysler-Konzern angeht.
Foto: Guido Gluschitsch

Der 11,4-kWh-Akku ist in ein paar Stunden voll. Also über Nacht locker und an einem Bürotag auch. Mit 7,4 kW dauert es weniger als zwei Stunden, bis die Batteriezellen wieder voll sind. Und wenn sie nach 40 Kilometern wieder leer sind, ist das auch nicht dramatisch, dann hat man ja noch den Benziner – im Trailhawk ist das ein 180 PS starker, 1,3 Liter großer Vierzylinder, der die Vorderachse antreibt.

Frontkratzerspompernadeln

Der E-Motor bedient die hinteren Räder. Was heißt, Allradantrieb gibt es nur, wenn beide Motoren zusammenarbeiten. Oder sagen wir es anders: ... wenn der Benziner läuft.

Denn der Renegade hat immer so viel Saft in den Batterien, dass er bei Bedarf hinten kräftig anschieben kann. Der E-Motor hat zwar mit 45 kW weniger Leistung als der Benziner und auch ein Alzerl weniger Drehmoment, aber das stört nicht. Frontkratzerspompernadeln sind dem Plug-in-Renegade komplett fremd.

Am 4xe am Heck erkennt man den Plug-in-Hybrid.
Foto: Guido Gluschitsch

Müssen sie auch, denn er will mehr Offroader sein, als er eigentlich ist. Das merkt man schon an der mächtigen Motorhaube, die so wunderbar im Gesichtsfeld auftaucht, oder den riesigen, eckigen Radkästen, in denen die Räder fast ein wenig verloren aussehen, weil der Wagen so hoch ist.

Und man erkennt es auch an der Klaviatur in der Mittelkonsole. Da kann man den Untergrund auswählen, etwa Schnee oder Sand, Felsen und Gatsch – muss man aber nicht und kann stattdessen nur die Untersetzung reingeben oder den Allradantrieb sperren. Sogar das wohldosierte Bergabfahren nimmt einem der Jeep auf Knopfdruck ab. Alles Knöpfe, die selbst bei zehn Jahre alten Renegades für gewöhnlich noch unberührt sind.

Unterm Strich: 5,2 Liter

Grafik: Der Standard

Anders ist das bei ein paar neuen Schaltern, die es nur im Plug-in-Hybrid gibt. Hybrid, Electric und E-Save kann man sich da aussuchen, also ob man den Jeep entscheiden lässt, wie er beide Antriebe am effizientesten kombiniert, ob man mit dem Hinterradantrieb durch den Wald flüstern will oder ob man sich die Akkuladung für den Dschungel – in dem Fall meist den Großstadtdschungel mit der Null-Emissionszone – aufbehalten will.

Ein Blick in den Innenraum.
Foto: Guido Gluschitsch

Gut versteckt und ebenso wenig selbsterklärend ist der E-Coasting-Knopf neben der elektronischen Handbremse. Der regelt das stärkere Laden der Batterie durch das negative Drehmoment der Motorbremse.

Unterm Strich, nach viermal laden, einmal tanken, fast nie e-coasten, hatten wir wegen ein paar Langstrecken dann doch einen Verbrauch von 5,2 Litern – das schafft man mit dem 120-PS-Diesel auch. (Guido Gluschitsch, 27.9.2021)