Schon möglich, dass sie sich bei der deutschen Linkspartei gelegentlich ein Fläschchen Krimsekt gönnen. Die Umfragen geben derlei zwar nicht her, man dümpelt irgendwo zwischen sechs und sieben Prozent herum.

Janine Wissler, Parteivorsitzende und Spitzenkandidatin der Linkspartei.
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Aber die Linke hat jetzt sehr prominente Wahlhilfe: Kanzlerin Angela Merkel höchstselbst warnt seit neuestem vor einem linken Bündnis, und solche Worte sind natürlich ein Ritterschlag. Die Dunkelroten sind plötzlich in aller Munde.

Doch das theoretische Interesse an ihr ist höher als das reale. Sowohl Merkel als auch Armin Laschet wissen, dass Deutschland bei einer linken Regierungsbeteiligung nicht in eine kommunistische Diktatur geführt werden würde. Die Warnungen zeugen eher von großer Unions-Verzweiflung.

Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat seine roten Linien gezogen und fordert jenes Bekenntnis zur Nato, das er von der Linken nicht bekommen wird. So dezidiert, wie es die Union verlangt, will er aber eine Koalition nicht ausschließen. Auch er braucht die Linke als Drohkulisse, und zwar für die FDP. Für Rot-Grün wird es nach der Wahl nicht reichen. Will Scholz Kanzler werden, muss ein Dritter ins Boot.

Das wäre Christian Lindner mit seiner FDP. Aber der ziert sich bei einer Ampel. Wenn Scholz also ein linkes Hintertürchen halboffen lässt, möchte er Lindner signalisieren: "Ich habe eine Alternative." In Wirklichkeit aber weiß jeder: Wer sich nicht zur Nato bekennt, kommt in keine Bundesregierung. (Birgit Baumann, 8.9.2021)