In der Corona-Pandemie haben sich die Schulabmeldungen für den häuslichen Unterricht deutlich erhöht.

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Bis zwei Wochen vor dem Schulstart in Wien hätten sich die Schulabmeldungszahlen in Wien im üblichen Rahmen bewegt. Danach stiegen diese aber signifikant an, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den Neos. Mit dem Resultat, dass für dieses Schuljahr 870 Anmeldungen für den häuslichen Unterricht angezeigt wurden. Im Vergleich zu den letzten Jahren wurde mehr als eine Verdopplung registriert: Üblicherweise seien im Durchschnitt rund 350 Schulabmeldungen pro Jahr eingetrudelt.

Diesen Anstieg, der wohl großteils auf die Coronavirus-Pandemie mit all den Maßnahmen zurückzuführen ist, bezeichnete Wiederkehr als "problematisch". Er fordert neben den bereits vom Bildungsministerium geplanten verschärften Regeln für den häuslichen Unterricht weitere Maßnahmen. So sollen laut dem Vizebürgermeister Abmeldungen von der Schule bewilligungspflichtig gemacht werden. Eltern müssten demnach auch ein Konzept einreichen und anführen, wie der häusliche Unterricht gestaltet wird. Bisher ist die Schulabmeldung nur anzeigepflichtig.

Absage vom Ministerium

Das Bildungsministerium erteilt dem Wiederkehr-Vorstoß aber eine Absage. "Wir bleiben bei den von uns entwickelten Maßnahmen", sagte eine Sprecherin von Minister Heinz Faßmann am Dienstag dem STANDARD. Inhaltlich sei die Forderung Wiederkehrs durchaus verständlich. Knackpunkt sei aber, dass das Verfassungsmaterie und äußerst schwierig umzusetzen sei. Dazu braucht es eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Diese Büchse der Pandora dürfte das Ministerium nicht öffnen wollen.

Österreichweit nahmen die Schulabmeldungen für den häuslichen Unterricht in der Pandemie zuletzt deutlich zu. Bereits Anfang September waren es 5.600 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Schulstart im Westen Österreichs kann diese Zahl aber noch weiter steigen. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2020/21 waren es insgesamt 2.600 Abmeldungen, 2019/20 waren es 2.300. Um hier gegenzusteuern, will das Bildungsministerium, dass künftig der Lernstand der Kinder im Heimunterricht bereits nach dem ersten Semester erhoben wird. Bislang ist nur am Jahresende eine Externistenprüfung an einer Schule über den Unterrichtsstoff vorgesehen.

Eltern sollen zudem nicht mehr selbst entscheiden können, wo diese Prüfung abgehalten wird. Von der Bildungsdirektion fix zugeteilte Prüfungskommissionen sollen einen "Prüfungstourismus" vermeiden: So soll es derzeit Schulstandorte geben, an denen Externistenprüfungen leichter abzulegen sind.

Als dritte Maßnahme ist vorgesehen, dass vor der Abmeldung der Schulkinder verpflichtende Beratungsgespräche für die Eltern oder Erziehungsberechtigten stattfinden – damit diese auch wissen, was auf sie mit dem häuslichen Unterricht alles zukommt. Lerngruppen mit mehreren Kindern im häuslichen Unterricht sind laut Ministerium nicht erlaubt. Diese Punkte sollen laut einer Sprecherin von Faßmann "möglichst schon in diesem Schuljahr umgesetzt werden". (David Krutzler, 7.9.2021)