Von "großen Veränderungen" und "Rückbesinnung auf den revolutionären Geist" wird in der chinesischen Staatspresse immer öfter geraunt. Manche westliche China-Kenner deuten das als "Kulturrevolution 2.0".

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Xi Jinping ist seit acht Jahren an der Macht.
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Ende der Sechziger sah Mao Zedong seine Macht schwinden. Weil sein Einfluss in den Parteieliten zurückgegangen war, forderte er die Jugend des Landes auf, die chinesische Kultur zu revolutionieren. Die Bewegung stürzte China für Jahre ins Chaos. Neben hunderttausenden Menschenleben fielen zahlreiche Tempel, Bücher und Kunstgegenstände dem Furor der Jugendbanden zum Opfer. Dass Xi Jinpings Familie damals selbst Opfer dieses Terrors wurde, sollte Hinweis genug sein, dass Xi keine zweite Kulturrevolution entfachen will. Im Gegenteil: Der Mann an der Spitze Chinas fürchtet die Unordnung. Worum es Xi geht – da treffen sich die bizarren Vorschriften, wonach Jugendliche nur noch drei Stunden pro Woche mit Online-Gaming verbringen sollen, und die stärkere Einflussnahme auf die Techkonzerne –, ist Kontrolle.

Xi Jinping ist seit acht Jahren an der Macht, seine eigene Amtszeitbeschränkung hat er abgeschafft. Jetzt geht es auch darum, mehr Einfluss auf die Wirtschaft und das Alltagsleben der Bevölkerung zu bekommen. Es gibt zwei Arten, das zu deuten: Entweder ist Xis Macht innerhalb der Kommunistischen Partei fragiler, als man von außen wahrnehmen kann. Oder er bereitet das Land auf einen Konflikt mit den USA vor. (Philipp Mattheis, 7.9.2021)