Der ehemalige Innenminister Gerhart Baum war Gast bei Markus Lanz.

Screenshot: ZDF

Er sei "politisch unterfordert" vom "inhaltsleeren" deutschen Wahlkampf, sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) am Dienstagabend bei Markus Lanz, wirklich wichtige Fragen würden nicht angesprochen. Der 88-jährige Politiker, der im Kabinett Schmidt II diente, sprach erfrischend und ohne "Gefangene zu machen", wie Lanz meinte. Man dürfe "nicht infrage stellen, dass wir Leuten in Not, die in ihrem Leben bedroht sind, aufnehmen", beharrte Baum, und man brauche ausländische Arbeitskräfte. Zum politischen Mantra, 2015 dürfe sich nicht wiederholen, meinte Baum trocken: "2015 ist doch weitgehend gelöst, soweit ich das sehe, oder beschwert das unser Land noch?"

Lanz war das "zu holzschnittartig", er verwies auf Mädchen mit Migrationshintergrund, die sich als Berlinerinnen fühlten, jedoch nicht als Deutsche. Da wandte der deutsche Journalist Hasnain Kazim richtig ein, dass es auch Wiener gebe, die sich nicht als Österreicher fühlten. Der Österreich-Korrespondent kennt Wien gut. Kazims neues Buch "Mein Kalifat" sollte eigentlich bei Lanz auch besprochen werden, doch blieb dafür keine Zeit mehr.

Karin Prien, CDU-Politikerin und Teil von Armin Laschets "Zukunftsteam", ärgerte sich über Autor Ahmad Mansour, der vor schlecht Integrierten warnte: "Wer Frauen vergewaltigt, gehört in den Knast und abgeschoben, okay", so Prien, "das sagt aber überhaupt nichts darüber aus, wie integriert Flüchtlinge sind, die 2015 angekommen sind." Die konservative Politikerin zitierte Studien, diese seien sehr staatsbejahend, und kritisierte, dass "immer nur behauptet wird, es gebe so wahnsinnig viele, die nicht bereit sind, sich zu integrieren", dabei haben "wir ihnen lange Zeit keine vernünftigen Angebote" gemacht. Ein Sprachkurs reiche nämlich nicht. Mansour konterte: "Sie wollen mich hier als den kritischen Rechten darstellen." Für Ösis eine unübliche Rollenverteilung. (Colette M. Schmidt, 8.9.2021)