Houchang Allahyari: die Fluchtgeschichte zweier Jugendlicher.

Foto: Houchang Allahyari

I Love Vienna des iranischstämmigen Regisseurs Houchang Allahyari ist mittlerweile ein Klassiker des österreichischen Films. Darin geht es augenzwinkernd um den Kulturschock eines iranischen Migranten im Wien der 1990er-Jahre – das Filmarchiv Austria widmet ihm im September eine Werkschau.

Mit Goli Jan legt der 80-Jährige jetzt einen Film vor, der aktueller nicht sein könnte: eine Fluchtgeschichte zweier afghanischer Jugendlicher.

Goli Jan (Fatemeh Jaffari) ist ein junges Mädchen und lebt in einem trostlosen Dorf in der südafghanischen Provinz Kandahar. Sie ist klug und plaudert gern mit dem gleichaltrigen Jawad (Nematolah Amiri), der mit dem Fahrrad Lebensmittel an die übrig gebliebenen Familien des Dorfes liefert. Eines Tages beobachtet Jawad einen Streit zwischen Golis Vater und zwei Taliban, einen Tag später wird der Vater ermordet. Nun versucht der unsympathische, reiche Onkel aus der jungen Witwe und Goli Kapital zu schlagen: Golis Mutter will er zur Frau nehmen und Goli zu seinen Gunsten verheiraten.

Unprätentiöse, dokumentarische Bilder

Deshalb entschließt sich Goli als Bursche verkleidet zur Flucht in den Iran – gemeinsam mit Jawad, der auch schon von den Taliban drangsaliert wird. Die Flucht ist beschwerlich und teils tief betrüblich, doch Houchang Allahyari versteht es, die Geschichte leichtfüßig zu erzählen.

Den unprätentiösen, dokumentarischen Bildern in der Tradition des iranischen Kinos von Makhmalbaf bis Kiarostami wird durch die Musik das Spielerische eingehaucht. Golis Camouflage bietet komische und spannende Momente – beide Hauptdarsteller sind zum Verlieben.

In Teheran finden sie ein kleines Glück, bis Golis Onkel dort auftaucht. Da bleibt nur die Flucht ins ferne Wien, wo ein iranischer Arzt wohnt (Regisseur Allahyari im Cameo-Auftritt), von dem Goli eine Visitenkarte besitzt. (diva, 9.9.2021)