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Der Deutsche Franco Foda ist absolut nicht gewillt, freiwillig abzutreten. "Ich bin gerne Trainer des österreichischen Nationalteams."

Foto: Reuters/Foeger

Marko Arnautovic war nach dem Spiel weitaus besser als während des Spiels. Er übernahm am späten Dienstagabend nach dem irritierenden 0:1 gegen Schottland immerhin Verantwortung, stellte sich den aufgebrachten Fans in einer Kurve des Happel-Stadions. "Sie wollten sicher nicht mein Leiberl und ein Autogramm haben", sagte er später und lachte nicht. Obwohl dieser Witz gut war. "Sie waren natürlich sauer, zu Recht, muss ich ehrlich sagen. Wir waren einfach verloren, hatten keine Lösung, keinen Ausweg." Auf das verhaltensoriginelle 2:5 in Israel folgte also der nächste Tiefschlag. In 90 Minuten konnte eine einzige Torchance kreiert werden. Der Begriff Ideenlosigkeit wurde in dieser Partie von der österreichischen Fußballnationalmannschaft neu definiert. Die noch laufende WM-Qualifikation für Katar 2022 wird in die Annalen des ÖFB wohl als Irrtum eingehen.

Teamchef Franco Foda ist angezählt, wobei angezählt eine Untertreibung sein dürfte. Das Verhältnis zur Mannschaft ist ge- bis zerstört, die gute EM (heroisches Scheitern im Achtelfinale an Italien) scheint den Lauf der Dinge nur unterbrochen zu haben. Wobei das keiner bestätigen will, die Worte bleiben in den vorgehaltenen Händen picken. Der 55-jährige Foda sagt: "Ich habe Vertrauen in die Mannschaft." Die Spieler wiederum sagen natürlich nicht: "Wir haben kein Vertrauen zum Trainer, es funktioniert nicht, es gibt keinen Plan." Interpretiert man die Körpersprachen und liest man zwischen den Zeilen, schaut es aber schwer danach aus. Frankfurt-Legionär Stefan Ilsanker, gefragt nach seinen Gedanken zur Auswechslung: "Das ist eine sehr unangenehme Frage. Ich sage jetzt nichts."

Keine Schnellschüsse

Foda wird vorerst bleiben. Das liegt in erster Linie am im ÖFB herrschenden Vakuum. Der neue Präsident wird am 17. Oktober gekürt. Bereits am Samstag fällt die Entscheidung, der Wahlauschuss hält ein Hearing der beiden Kandidaten Gerhard Milletich und Roland Schmid ab. Einer der beiden folgt Leo Windtner nach. Noch ist der 71-jährige Oberösterreicher zuständig, allerdings ist seine Macht eingeschränkt bis beendet. Er kann seinen Nachfolger ja nicht bevormunden, zum Beispiel einen neuen Teamchef bestellen. Also sagt Windtner: "Ich halte nichts von Schnellschüssen. Wir müssen die Dinge sachlich, seriös und konsequent aufarbeiten."

Am 9. Oktober wird auf den Färöern gekickt, drei Tage später in Kopenhagen gegen Dänemark, was sehr schlimm klingt. Die Dänen fertigten Israel 5:0 ab, halten beim Punktemaximum von 18, bieten ein Torverhältnis von 22:0 an. Es wird Windtners letzte Dienstreise sein. Im November wird die Qualifikation mit den Heimspielen in Klagenfurt gegen Israel und Moldau abgeschlossen. Foda hat sich ein neues Ziel gesetzt, ohne rot zu werden. "Wir wollen noch zwölf Punkte." Allerdings wollte er auch gegen Israel und Schottland jeweils drei, es sind null. In den jüngsten zwölf Partien wurden nur 14 Zähler geholt. Foda hatte bisher 42 Aufritte, der Punkteschnitt ist mit 1,83 nicht schlecht, wobei die Gegner oft keine Hochkaräter waren. Aber die Tendenz ist steil fallend.

Die Liste der Vorwürfe ist lang, viele seiner Entscheidungen sind kaum nachvollziehbar. So stellte Foda bei diesem Lehrgang Talent Yusuf Demir kein einziges Mal in die Startelf. Das Match in Moldau (mühsames 2:0) hätte sich aufgedrängt, um dem 18-Jährigen das Gefühl der Wichtigkeit zu vermitteln. Es ist zu simpel, Foda als alleinigen Sündenbock hinzustellen. Nicht er hat in Haifa haarsträubende Abwehrfehler begangen. Obwohl die Dreierkette kein genialer Einfall war. Nicht er hat den Auftrag erteilt, relevante Zweikämpfe zu verlieren. "Habt bitte keine Lösungen", hat er vor dem Schottland-Spiel auch nicht gefordert.

Ein Kämpfer

Foda war danach angeschlagen. Er hat die "Foda raus"-Rufe von den Rängen vernommen, versuchte, den Eindruck zu erwecken, ein Kämpfer zu sein. Freiwillig zurückgetreten ist er logischerweise nicht. Sein Vertrag endet erst im März. Sofern sich Österreich für das Playoff qualifiziert. Das ist immer noch wahrscheinlich. Nicht als Gruppenzweiter, sondern als Sieger in der B-Abteilung der Nation League. Es gibt drei Vierergruppen (Halbfinale und Finale), die drei Gewinner fahren, zusätzlich zu den zehn ersten der Quali, nach Katar. Sollte es Österreich wider Erwarten packen, säße Foda auch bei der verrückten Winter-WM auf dem Bankerl. Er hätte es sich dann ja verdient. Sportdirektor Peter Schöttel versicherte, dass Foda bis März bleibt, was aber nichts zu bedeuten hat. Das fällt nicht in Schöttels Kompetenz, die Position des Sportdirektors wurde nach dem Abgang Willi Ruttensteiners abgewertet. Der neue Präsident entscheidet (mit dem Präsidium). Er könnte das ab 17. Oktober tun.

Ein paar Zitate von Foda: "Ich bin schon einige Zeit und gerne Trainer des Nationalteams." "Der Trainer trägt immer die Verantwortung." "Klar sieht es so aus, als ob es einen Rückschritt gibt, aber da müssen wir durch. Wir müssen einen klaren Kopf bewahren." "Man macht sich viele Gedanken, aber ich bin ein Typ, der schon immer gekämpft hat, der nie aufgibt." "Trotz allem war die Mannschaft bis am Schluss bemüht und hat versucht, das Spiel noch zu gewinnen."

Es wird also weitergewurstelt. Auch beim nächsten Lehrgang fehlen die langzeitverletzten Stefan Lainer, Xaver Schlager und Sasa Kalajdzic. Marcel Sabitzer, der sich das schreckliche Triple erspart und bei Bayern München trainiert, könnte dabei sein. Yusuf Demir ist eh eine Alternative. Marko Arnautovic möchte schon während des Spiels überzeugen. Foda will "gewinnen". Vielleicht ein letztes Mal. (Christian Hackl, 8.9.2021)