Als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch die neuen Corona-Maßnahmen präsentierte, nannte er Dänemark als Vorbild dafür, dass geöffnet werden könne, wenn ausreichend viele Menschen geimpft seien. Tatsächlich fallen dort ab Freitag die meisten Einschränkungen weg, wie am 1. September verkündet wurde. Dann ist die Vorlage eines Corona-Passes lediglich in Nachtclubs – die seit der Nacht auf Mittwoch wieder geöffnet haben – und bei größeren Veranstaltungen notwendig.

Der Corona-Pass in Papierform oder als App ist quasi die dänische Variante der 3G-Regel, wird damit doch der Impfstatus, ein aktueller negativer Test oder eine überstandene Erkrankung nachgewiesen.

Auch das Nachtleben in Kopenhagen läuft wieder auf normalen Schienen.
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Bereits im März öffnete das skandinavische Land nach einem harten Lockdown die Geschäfte und erarbeitete einen Fahrplan, um Ende Juni alle Corona-Maßnahmen streichen zu lassen. Bedingung dafür war, dass alle über 50-Jährigen dann geimpft sind. Aufgrund der gefährlicheren Delta-Variante kam es zu Verzögerungen, doch Schritt für Schritt näherte man sich dem Ziel. Mitte August wurde die Maskenpflicht in Öffis abgeschafft, und nun folgt der nächste, größere Schritt.

EU-Zweiter bei Impfquote

Voraussetzung dafür ist die hohe Impfquote im Land: 76 Prozent der Gesamtbevölkerung haben mindestens eine Impfdosis erhalten, 73 Prozent beide. Zum Vergleich: Österreich weist derzeit die Werte 62 und knapp 59 auf. EU-weit liegt Dänemark damit hinter Malta auf Platz zwei, während Österreich im hinteren Mittelfeld zu finden ist.

Quasi-Nachbar Schweden zog am Dienstag nach. Personenbegrenzungen bei öffentlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen und Konzerten sowie bei privaten Feiern werden ab 29. September aufgehoben, erklärte Sozialministerin Lena Hallengren. Zurückgenommen werde zudem die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten.

Das alles ist Schritt vier eines Fünfstufenplans zur Normalisierung der Lage. Im letzten Schritt sollen die restlichen Beschränkungen und Empfehlungen aufgehoben werden, etwa große Menschenmassen zu meiden, sich im Idealfall lieber draußen als in geschlossenen Räumen zu treffen und sich regelmäßig die Hände zu waschen. Ein Datum dafür gibt es noch nicht. Bliebe dann nur noch die Empfehlung für jene mit Covid-Symptomen übrig, daheimzubleiben. Doch auch das soll Vergangenheit sein, sobald die epidemiologische Situation es zulasse, hieß es.

In Schweden haben aktuell 68 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, 58 Prozent sind doppelt geimpft. Man befinde sich nun in einer besseren Situation, sagte Hallengren. Jetzt seien es hauptsächlich ungeimpfte Menschen, die krank würden und im Spital behandelt werden müssten.

Schwedens Sonderweg

Schweden ist in der Pandemie anfangs einen Sonderweg mit weniger strikten Beschränkungen und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Allerdings war die Zahl der Corona-Toten höher als bei den nordischen Nachbarn, aber niedriger als in den meisten europäischen Ländern, die sich für harte Lockdowns entschieden. (Kim Son Hoang, 8.9.2021)