Ein Bild aus harmonischen Zeiten, bevor Birigt Heben (Dritte von links) abtrat. Möglich ist nun eine Doppelspitze mit Judith Pühringer und Peter Kraus (beide links).

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Wien – Am 16. Oktober entscheiden die Wiener Grünen, wer künftig an der Spitze der nunmehr in Opposition befindlichen Partei stehen wird. Das teilten die Grünen der APA auf Anfrage mit. Der Posten ist seit dem Rücktritt von Birgit Hebein nach der Wien-Wahl 2020 vakant. Ob bei der Landesversammlung in der Messe Wien tatsächlich nur eine Person gekürt wird, ist fraglich. Möglicherweise installiert man eine Doppelspitze.

Hebein trotz Rekordergebnis weg

Dass die Ökopartei in der Bundeshauptstadt heuer über die Parteiführung entscheidet, war keineswegs geplant. Denn Birgit Hebein hat erst 2019 von Maria Vassilakou das Amt der Verkehrsstadträtin bzw. Vizebürgermeisterin übernommen. Und sie wurde auch zur ersten Parteichefin der Wiener Grünen gekürt – eine Funktion, die es formal vorher nicht gab.

Doch schon nach der Wahl war die Karriere trotz Rekordergebnisses (Stimmenanteil von 14,8 Prozent, Anm.) wieder vorbei, die SPÖ entschied sich für eine Koalition mit den Neos. Hebein wurde in weiterer Folge abmontiert, sie konnte weder den Klubvorsitz noch einen Posten als nichtamtsführende Stadträtin ergattern. Verärgert legte sie den Parteivorsitz zurück. Zuletzt sorgte sie noch einmal für Aufsehen, als sie wegen der Afghanistan-Politik der türkis-grünen Bundesregierung überhaupt aus der Partei austrat.

Mögliche Doppelspitze

Unter diesen Vorzeichen entscheiden die Grünen nun über ihre neuen Chefitäten, wobei Landesparteisekretär Peter Kristöfel aktuell interimistischer Landesobmann ist. Naturgemäß werden Favoriten längst kolportiert, und tatsächlich deutet alles auf eine Doppelspitze hin. Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, dass die nichtamtsführende Stadträtin Judith Pühringer und der zweite Grünen-Stadtrat Peter Kraus sich gemeinsam um das Amt bewerben.

Die Voraussetzungen dafür, dass künftig ein Zweierteam an der Spitze stehen darf, wurden vor wenigen Wochen mittels Statutenänderung geschaffen. Offiziell hat noch niemand eine Kandidatur verkündet – auch Pühringer und Kraus nicht. Fix ist nur, wann die Hearings stattfinden werden. Wie eine Sprecherin der Grünen der APA berichtete, gehen zwei derartige Events am 29. September sowie am 14. Oktober über die Bühne.

Eigene Wahlarithmetik

Gewählt wird dann direkt bei der Landesversammlung. Sollte tatsächlich nur eine Person oder nur ein Team kandidieren, wird mittels klassischer Abstimmung entschieden. Bei größerem Andrang kommt wieder das bei den Grünen bereits erprobte "Instant-Run-off"-Verfahren zur Anwendung, das quasi eine Stichwahl inkludiert. Von dieser Methode hat damals auch Hebein profitiert.

Die 85. Landesversammlung geht als Präsenzveranstaltung in der Messe über die Bühne. Teilnehmer und Besucher benötigen jedenfalls einen gültigen PCR-Test-Nachweis. Eine Corona-Impfung alleine reicht nicht. (APA, 9.9.2021)