Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht, fordert mehr kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche.

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Wien – Die Dramatik der Themen bei Beratungsstellen für Jugendliche hat seit dem ersten Corona-Lockdown stark zugenommen. "Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir immer mehr Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid", sagte Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. Mitarbeiter der Hotline führten täglich vier Gespräche zum Thema Suizid – ein Anstieg um 20 Prozent im Vorjahresvergleich, hieß es von Rat auf Draht.

"Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabuthema behandelt", sagte Satke. Zum Welttag der Suizidprävention am Freitag will die Hotline das Bewusstsein für das Thema schärfen – und darauf aufmerksam machen, dass in Österreich 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche fehlen. "Das Angebot müsste dringend massiv ausgebaut werden", forderte Satke.

Im Gespräch bleiben

Doch nicht nur Experten können Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen helfen, auch Angehörige können etwas zum Wohlbefinden ihrer Kinder beitragen, sagte Corinna Harles von der Rat-auf-Draht-Elternseite: "Es gilt, im offenen Gespräch zu bleiben und liebevoll nachzufragen. Die Probleme fühlen sich für Betroffene unlösbar an. Auch dann, wenn sie von außen betrachtet vielleicht so wirken, als könnten sie leicht gelöst werden. Scheuen Sie sich nicht, Suizidgedanken direkt anzusprechen."

Rat auf Draht ist eine Notruf-Hotline für Kinder und Jugendliche. Sie wird laut eigenen Angaben von SOS-Kinderdorf überwiegend über Spenden finanziert. (APA, 9.9.2021)