Spröde, aber spannend: "Hinter den Schlagzeilen" zeigt die trockene, rechtlich oft heikle Arbeit investigativer Journalisten.

Foto: Bauderfilm

Das Video, das 2019 die politische Landschaft in Österreich veränderte, erreichte die Süddeutsche Zeitung in einer Form, die nur mit Spezialbrille sichtbar war. Bastian Obermayer und Frederik Obermaier setzten die entsprechenden Gläser auf und sahen Heinz-Christian Strache in einer Situation, von der sie erkannten: Wenn diese Bilder an die Öffentlichkeit gelangen, dann "zerschießt das die ganze Partei".

Ganz so ist es letztlich nicht gekommen, immerhin aber hat das bald so genannte Ibiza-Video der FPÖ ihren damaligen Vorsitzenden aus der ersten Reihe und aus einer schwarz-blauen Regierungskoalition geschossen.

Veröffentlicht wurde es zuerst in der Süddeutschen Zeitung und im Spiegel. Über die näheren Umstände dieser Veröffentlichung erfährt man nun interessante Hintergründe in dem Dokumentarfilm Hinter den Schlagzeilen von Daniel Sager.

Es geht darin im weiteren Sinn um das Investigativressort der Süddeutschen Zeitung, das in den vergangenen Jahren so manchen Scoop zu verzeichnen hatte. Material von Whistleblowern gab tiefe Einblicke in illegale Finanzgeschäfte. Die Panama Papers standen wohl auch am Beginn des Projekts von Daniel Sager und Co-Autor Marc Bauder.

Snowden in Moskau

In den ersten Szenen kommt es zu einer Begegnung mit Edward Snowden in Moskau, die eher so etwas wie ein symbolisches Gipfeltreffen darstellt. Für die eigentliche Arbeit der beiden Helden, Bastian Obermayer und Frederik Obermaier, ist es nicht von allzu großer Bedeutung.

Konkreter wird es mit einer Recherche in Malta, wo es um den Anschlag auf die Journalistin Daphne Caruana Galizia geht. Aber auch da bleiben die Bilder eher vage, mit einem Abschreiten des Tatorts muss es weitgehend das Bewenden haben.

Das Problem von Hinter den Schlagzeilen ist, dass die Arbeit, die hier gezeigt werden soll, fast ausschließlich im Verborgenen stattfindet. Und dass die sichtbare Seite daran eine eher trockene Angelegenheit ist: Redigieren von Texten, Besprechungen mit Juristen, Rücksprache mit der Chefredaktion.

Ein bisschen Thrill kommt auf

Das Ibiza-Video rückt dann zunehmend in den Mittelpunkt des Films, weil es ein paar konkrete Fragen aufwirft, die beispielhaft sind für die Arbeit von Obermayer/ Obermaier und ihren Kollegen: Wo endet der Schutz des privaten Lebens, und wo beginnt das öffentliche Interesse?

Ein einziges Mal kommt so ein bisschen Thrill auf, als nämlich ein Pressesprecher von Strache bei einem Kollegen der beiden Hauptfiguren anruft, um ihn informell ein wenig auszuhorchen. Da wird sogar die Stimme unhörbar gemacht und durch Untertitel ersetzt, denn es geht da nicht um das Individuum, sondern um den Vorgang.

Hinter den Schlagzeilen führt zwar nicht so weit hinter die Schlagzeilen, dass man sich einen Politthriller erwarten dürfte. In seiner Sprödheit ist der Film aber sehr interessant, und, auch wenn das Ibiza-Video vielleicht gar nicht das beste Beispiel ist, es wird doch klar, wie wichtig Whistleblower und deren Gegenüber sind: der aufdeckende Journalismus. (Bert Rebhandl, 10.9.2021)