Der Protagonist im Roman des Mödlinger Bürgermeisters macht Jagd auf Mountainbiker.

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Mödling – Der Mödlinger ÖVP-Bürgermeister und Nationalratsabgeordnete Hans Stefan Hintner ist unter die Autoren gegangen. Im August hat er seinen ersten Krimi vorgestellt: "Letzter Ausgang: Goldene Stiege". Es sei der Nutzungsdruck durch Erholungssuchende im Wienerwald, der ihn zu dem Werk "animiert" habe. Der habe nämlich seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal zugenommen. Also schrieb Hintner einen Krimi über einen Mann, dessen Frau im Wald von "rücksichtslosen Mountainbikern" überfahren wurde und dadurch eine Querschnittslähmung erleidet. Der Gatte mutiert daraufhin zum Racheengel und stellt auf legalen wie illegalen Trails diverse, potenziell tödliche Fallen für Radler auf.

Dass dieser Krimi bei Teilen der Mountainbike-Szene auf wenig Gegenliebe stößt, kann Hintner, der als Gemeindechef immer wieder mit Konflikten unter Naturnutzern zu tun hat, allerdings nicht nachvollziehen: "Kritik kommt nur von jenen, die sich an keine Regeln halten und sich wohl im Buch wiedererkennen." Der Bürgermeister hat noch deutlichere Worte für seine Kritiker: "Wer sich darüber aufregt, ist ein Vollegoist. Einer von denen, die sich an nichts halten." Denn er selbst stehe dem Mountainbiken und Radfahren sehr positiv gegenüber.

Fiktiver Roman um reale Probleme

Er habe nur seine Beobachtungen in einen fiktiven, überspitzten Roman verpackt, erklärt sich Hintner. Und er hat in einem Punkt recht: Seit Jahrzehnten schwelt der Konflikt zwischen verschiedenen Nutzergruppen in den heimischen Wäldern. Und die Mountainbiker sind dabei immer wieder Thema, weil es in Österreich grundsätzlich verboten ist, im Wald Rad zu fahren. Wer es dennoch auf nicht dafür freigegebenen Wegen tut, der zählt für Hintner zu den "fünf bis zehn Prozent, die Probleme machen und sich nicht an Regeln halten".

Er habe sich für den Roman an realen Begebenheiten bedient und diese literarisch verarbeitet. Auch dabei hat er – zumindest zum Teil – recht. Denn es gab immer wieder derartige Fallen auf Trails, die Mountainbiker schwer verletzen oder gar töten können. Zuletzt kam es im Frühjahr auf den eigens für Mountainbiker angelegten Wegen des Trailwerk Wachau zu solchen Anschlägen. Verletzt wurde zum Glück niemand, doch die Trails waren für Wochen zur Sicherheit gesperrt.

Erfundener Unfall als Anlass

Was als reale Vorlage allerdings fehlt, ist der Unfall, dem die Frau von Hintners Mountainbiker-Mörder zum Opfer fiel. Zwar sagt der Bürgermeister, er wisse von Unfällen, bei denen Radler Wanderer niedergefahren hätten, doch konkrete Beispiele bleibt er schuldig. Er habe aber davon gehört. Ein Fall wie im Buch beschrieben sei ihm aber nicht bekannt, räumt er ein. Das habe er einfach erfunden, Fiktion eben.

Etwas ungehalten wird der Stadtchef allerdings, wenn man ihn fragt, wie er reagieren würde, wenn jemand sein Buch zum Vorbild nähme und Mountainbikern nach Romanvorbild potenziell tödliche Fallen stellt. Allein die Frage sei lächerlich und zeuge davon, dass er nicht von einem neutralen Journalisten interviewt werde, befand Hintner. (Herr Hintner hat im Fall des Tretlagers nicht unrecht, Anm.) Und überhaupt müsste man dann alle Krimis verbieten, weil es darin immer um Morde gehe.

Fehlender Respekt vor Eigentum

Jene Mountainbiker, die sich an Regeln halten, würden über sein Buch höchstens lächeln, ist Hintner überzeugt. Die Aufregung komme allein von jenen, die das eben nicht tun. Dabei hat in Mödling tatsächlich vor Jahren jemand Draht über einen "illegalen Trail" gespannt, erzählt der Bürgermeister. Damals hätten die Leute unterschiedlich darauf reagiert. Man sei einerseits froh gewesen, dass niemand zu Schaden gekommen sei. Andererseits stellten manche auch die Frage, warum man auch auf "illegalen Trails" fahren muss. "Es fehlt am Respekt vor dem Eigentum anderer", ist Hintner überzeugt.

Auf Nachfrage betont der Neo-Autor, dass er derlei Verhalten natürlich ablehne und nicht gutheiße. Es handelt sich dabei um nicht weniger als versuchten Totschlag, also alles andere als ein Kavaliersdelikt. Hintner legt wert auf die Feststellung, ein großer Förderer des Mountainbike-Sports zu sein. Unter seiner Ägide seien legale Trails und Mountainbike-Strecken entstanden, etwa am Anninger. Und er fahre auch selbst bisweilen gern Rad. Wenn er Mountainbiker treffe, die sich regelkonform verhalten, freue er sich sogar oft so sehr, dass er diese anhalte, um sich bei ihnen dafür zu bedanken.

So wenig er die Aufregung darum nachvollziehen kann, so sehr freut ihn die Aufmerksamkeit, die sein Krimi-Erstling erhält, sagt Hintner: "Bei einer Auflage von 400 Stück wird das bald ausverkauft sein." Abschließend möchte der Stadtchef erneut betonen, dass "mir das Miteinander wichtig ist". (Steffen Arora, 10.9.2021)