Unauffällig, kann aber Fotos und Videos aufnehmen und noch ein bisschen mehr: die Ray-Ban Stories.

Foto: Facebook / Ray Ban

Facebook hat am Donnerstag eine smarte Brille vorgestellt, mit der man Fotos und Videos aufnehmen kann. Mit der "Ray-Ban Stories" könne man auch Anrufe entgegennehmen oder Podcasts hören, da in den Brillenbügeln zwei Lautsprecher eingebaut seien, kündigte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg an. Anders als die gescheiterte Google Glass verfügt die Ray-Ban-Brille von Facebook nicht über einen Monitor.

Die Facebook-Brille wird vorerst nur in Australien, den USA, Kanada, Irland, Italien und Großbritannien angeboten. Projektpartner bei den Ray-Ban Stories ist die italienische Luxottica-Gruppe, zu der Ray-Ban seit 1999 gehört. Den Preist gibt Facebook mit ab 299 US-Dollar an.

Kameras

In dem Brillenrahmen stecken zwei nach vorne gerichtete 5-Megapixel-Kameras für die Aufnahme von Videos und Fotos. Die Aufnahmen lassen sich mit der App Facebook View auf dem Smartphone synchronisieren und in sozialen Netzwerken teilen. Da die Bilder auch in der normalen Foto-App eines Smartphones gespeichert werden können, funktioniert das nicht nur mit den Diensten aus dem Facebook-Konzern, also Facebook selbst, Instagram und Whatsapp, sondern mit beliebigen Netzwerken wie Twitter oder Snapchat. Videoclips können dabei bis zu 30 Sekunden lang sein, das Ganze ist also nicht für eine dauerhafte Aufnahme gedacht. Ihre Bearbeitung erfolgt auf dem Smartphone mithilfe einer neuen App namens Facebook View.

Ray-Ban Films

Die Brille verfügt über eine physische Taste auf dem Bügel, um die Foto- oder Videoaufnahme auszulösen. Sie kann aber auch mit einem Sprachbefehl ("Hey Facebook, nimm ein Video auf") freihändig aktiviert werden. Zum Schutz der Privatsphäre leuchtet neben der Kamera eine kleine weiße LED auf, wenn die Kamera ein Foto oder Video aufnimmt. "Das ist mehr, als jedes Smartphone macht", sagte Zuckerberg.

Privatsphäre

Dass der Facebook-Chef diesen Punkt so betont, hat einen guten Grund – will das Unternehmen doch einen ähnlichen Backlash, wie ihn einst Google mit seiner Datenbrille Glass erlebt hat, verhindern. Damals wurden deren Träger als "Glassholes" diffamiert und zum Teil auch physisch attackiert. Die Facebook-Brille ist im Vergleich zu Google Glass allerdings erheblich unauffälliger.

Nichtsdestotrotz prüft die italienische Datenschutzbehörde, ob das Produkt mit Italiens Datenschutzgesetzen vereinbar ist. Die Behörde appellierte an den irischen Datenschutzbeauftragten, der für die Aufsicht über Facebook zuständig ist, weil sich der europäische Hauptsitz des Unternehmens in Irland befindet, den Konzern um Klarstellungen zu bitten.

Die italienische Behörde erklärte, sie wolle über die Maßnahmen informiert werden, die Facebook zum Schutz von Personen, die gefilmt werden, insbesondere von Kindern, plant. Auch über die Systeme, die zur Anonymisierung der gesammelten Daten dienen sollen, und über die Funktionen des mit der Brille verbundenen Sprachassistenten will die italienische Behörde mehr erfahren.

Vergleiche

Mit ihrer Hauptfunktion, Fotos und Videos aufzunehmen, entspricht die Ray-Ban Stories der Snapchat-Brille Spectacles, die 2016 mit einem großen PR-Rummel auf den Markt gebracht wurde, aber dann kaum Käufer fand. Die Lautsprecher an beiden Bügeln können den Ton von einem Smartphone über Bluetooth wiedergeben.

Die Akkulaufzeit für die Brille gibt Facebook mit einem Tag bei "typischer" Nutzung an, also inklusive einer moderaten Nutzung von Fotos und Videos. Wer Podcasts hören will, muss sich dann mit drei Stunden zufriedengeben. Die Brille wird aber gemeinsam mit einer Hülle geliefert, die – ähnlich wie bei vielen aktuellen Earbuds – ebenfalls einen Akku enthält und die Brille beim Einlegen automatisch lädt. Das soll dann in Summe für drei Tage Akku reichen.

Die aktuelle Facebook-Brille dürfte nur ein erster Schritt in eine ganz andere Richtung für das Unternehmen sein: hin zu Augmented-Reality-Brillen, die das Geschehen rundum in Echtzeit analysieren können. An entsprechenden Technologien arbeitet Facebook seit Jahren. Von dieser Vision ist die "Ray-Ban Stories" allerdings noch weit entfernt, so gibt es hier gar kein Display in den Gläsern. Es handelt sich also eher um ein Experimentieren mit dem grundlegenden Formfaktor. (apo, APA, 10.09.2021)