Der Nachfolger von ÖFB-Präsident Leo Windtner (2. von rechts) wird gesucht. Zu Wahl stehen der burgenländische Landesverbandspräsident Gerhard Milletich und der Unternehmer Roland Schmid.

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Es kann ein ganz schönes Theater geben, wenn mächtige österreichische Sportverbände und -vereine einen neuen Chef – hier braucht es erfahrungsgemäß kein Binnen-I – wählen. Zuletzt demonstrierte das der Skiverband, der nach Interventionen und Gegeninterventionen Karl Schmidhofer zum Präsidenten kürte.

Der Fußballverband ÖFB dürfte die Nachfolge von Leo Windtner etwas harmonischer regeln. Dem Hearing am Samstag in Salzburg dürfen sich nur Gerhard Milletich (65) und Roland Schmid (45) stellen, andere Anwärter wurden zur Wahl erst gar nicht zugelassen. Der Wahlausschuss-Vorsitzende Wolfgang Bar-tosch, Präsident des steirischen Landesverbands, erklärte vielsagend: "Wenn eine Mehrheit im Vorhinein auszuschließen ist, brauchen wir sie nicht einzuladen."

Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer hätte sich interessiert, hatte aber "keine Möglichkeit, meine Vorstellungen oder Ideen zu präsentieren", wie er 90minuten.at sagte. Also wird bei der ordentlichen Hauptversammlung am 17. Oktober der burgenländische Landesverbandspräsident und Unternehmer Milletich oder der stark im Sport engagierte Unternehmer Schmid offiziell zum neuen Präsidenten gekürt.

Formalakt

Das ist aber nur ein Formalakt, die Entscheidung fällt der Wahlausschuss bereits am Samstag, im Anschluss an die Hearings. Zehn Mann sind stimmberechtigt, zusätzlich zu den neun Landesverbandspräsidenten entsendet die Bundesliga einen Vertreter. Bei einer allfälligen Kampfabstimmung im Oktober hätte die Liga drei Extrastimmen gehabt, laut Bartosch habe sie aber "signalisiert, dass die Entscheidung des Wahlausschusses mitgetragen wird". Milletich selbst stimmt nicht mit – statt ihm votiert sein burgenländischer Vize.

Man hört von einem offenen Rennen zwischen zwei einigermaßen ungleichen Kandidaten. Milletich ist ein langjähriger Fußballfunktionär, in insgesamt 27 Jahren als Chef machte er den Club seiner Heimatgemeinde Parndorf groß oder zumindest größer. Den Landesverband führt Milletich ohne Trara, mit Mattersburgs Ex-Mäzen Martin Pucher konnte er dem Vernehmen nach nie besonders gut. Zivil ist der für die SPÖ mehrfach auf Gemeindeebene angetretene Milletich seit 2004 Co-Eigentümer und Co-Geschäftsführer des Bohmann-Verlags. Von ihm wäre als ÖFB-Präsident eine Fortsetzung der bisherigen Linie zu erwarten.

Schmid gilt als Kandidat von außen. Der Unternehmer besitzt vier Firmen im IT- und Immobilienbereich. 2004 war er als 28-Jähriger Mitgründer von lexunited, heute ist die Firma als autorisierte Verrechnungsstelle der Republik Österreich für den Zugang für Abfragen in den Bundesdatenbanken Grundbuch, Firmenbuch und Melderegister zuständig. 2007 gründete der Klosterneuburger Immo united, das unter anderem Immobilien-Transaktionsdaten sowie Zugänge zu Bundesdatenbanken anbietet. Mit dieser Firma ist Schmid seit Jahren im Sport-Sponsoring aktiv, unter anderem beim ÖFB, den Vienna Capitals und jüngst verstärkt beim First Vienna FC, den er aus der Regionalliga in die Bundesliga führen will.

Zweite Wahl

Der Vienna wendete sich der Millionär zu, nachdem er bei der Wahl zum Rapid-Präsidenten im November 2019 Martin Bruckner unterlegen war. Auch das, manche mögen sich noch erinnern, war ein ganz schönes Theater.

Der neue Präsident darf vier Jahre werken, die drängendsten Baustellen heißen wortwörtlich ÖFB-Geschäftsstelle und Trainingszentrum – und womöglich als erste Tat die Teamchefsuche. Das wird ein Theater. (schau, APA, 10.9.2021)