Florence Holzner wohnt mit ihrer Familie und ihrem Pudel in der Wiener Seestadt Aspern. Bei der Architekturveranstaltung Open House, die dieses Wochenende stattfindet, können Interessierte ihre Wohnung besichtigen.

"Es war keine leichte Entscheidung, in die Seestadt zu ziehen. Ich wäre aus unserer damaligen Wohnung im dritten Bezirk in Wien vor zwei Jahren eigentlich lieber raus aufs Land gezogen. Aber mein Mann und meine Kinder wollten unbedingt hier herziehen. Unsere Tochter Solvi war vor einigen Jahren mal mit der Schule hier, danach wollten die Kinder jeden Ausflug in die Seestadt machen, weil man hier jeden Tag schwimmen gehen kann. Solvi fand es außerdem cool, von der Stadt mit den vielen Altbauten in ein Neubauviertel zu ziehen. Also habe ich einem Besichtigungstermin in diesem Wohnprojekt – es heißt Living Garden – zugestimmt, weil es so schön grün ausgeschaut hat.

Florence Holzner mit Tochter Solvi und Pudel Lunis in ihrem Zuhause in der Seestadt Aspern.
Foto: Lisi Specht

Was mich letztendlich überzeugt hat, war, dass die Leute hier so viel miteinander reden. Das fing am Tag unserer Wohnungsbesichtigung schon in der U-Bahn an. Es ist hier ein wenig wie in einem Dorf – aber ohne das Unangenehme, ohne den Klatsch und die Intrigen. Das gibt es hier noch nicht, weil alle erst vor einigen Jahren eingezogen sind. Das war besonders während Corona schön, weil alle aufeinander geschaut haben. Normalerweise kennt man in seinem Wohnhaus in Wien nach ein paar Jahren vielleicht ein paar Leute. Hier kennen sich alle. Es wird sicher spannend, ob sich die Stimmung hält. Anfangs hatten wir hier auch viel Spaß mit dem Betrachten von Baustellen. Man kann dem Viertel richtig beim Wachsen zusehen. Aber wir waren dann schon auch froh, als die Baustellen rundherum langsam fertig wurden.

Unsere Wohnung hat 90 Quadratmeter und wird von einem 30 Meter langen Balkon umfasst, auf dem wir unterschiedliche Pflanzen für Bienen und Insekten sowie Chilis angebaut haben. Unser Einrichtungsstil ist schwedisch inspiriert. Für die Kinderzimmer haben wir viele Bilder auf Pinterest rausgesucht, damit die Kinder herausfinden, was ihnen gefällt. Das hat super funktioniert. Die Wände in Solvis Kinderzimmer sind darum jetzt rosa.

Statt eines Sofas gibt es bei den Holzners eine Kuschelecke, die nicht nur dem Pudel Lunis gefällt.
Fotos: Lisi Specht

Den Großteil unserer Möbel hatten wir schon. Der Esstisch zum Beispiel ist uralt und von Ikea. Als wir ihn bekommen haben, hatte er schon einen Megakratzer. Wir haben erst überlegt, ihn zurückzuschicken, uns dann aber dagegen entschieden. Wir dachten: Wenn er eh schon einen Kratzer hat, können wir uns wenigstens entspannen. Mittlerweile hat er noch einige weitere Kratzer bekommen. Wir haben in dieser Wohnung erstmals keine Couch, sondern eine Kuschelecke mit Matten auf dem Boden, weil mein Mann Rückenprobleme hat. Das finden wir sehr gemütlich.

Und auch unsere Gäste. Wir haben gern viele Leute da. Jetzt im Sommer haben Freunde drei Wochen lang auf unsere Wohnung aufgepasst. Als wir zurückgekommen sind, haben sie uns eröffnet, dass sie jetzt auch in die Seestadt ziehen.

Wir sind in unserem Leben schon sehr oft umgezogen. Früher habe ich gesagt, das ergibt sich immer durch Zufall. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Es ist schon so, dass wir alle neugierig sind und gern neue Sachen ausprobieren. Wir sind da sehr mobil. Und je öfter man umzieht, umso weniger Aufwand ist es, weil man weniger Zeug hat. Wobei ich immer noch behaupten würde, ich ziehe nicht gern um. Aber es passiert einfach.

Der Einrichtungsstil ist schwedisch inspiriert. Aber auch Pinterest hat in manchen Räumen eine Rolle gespielt.
Fotos: Lisi Specht

Ich würde irgendwann ja gern wieder auf dem Land leben, egal wo, gerne in einem Gemeinschaftswohnprojekt. Aber alle anderen wollen für immer und ewig hierbleiben. Die nächsten zehn Jahre wohnen wir also auf jeden Fall in der Seestadt. Das Einzige, was mir hier abgeht, sind alte Bäume. Hier gibt es nur junge Bäume. Aber glücklicherweise ist die Lobau gleich in der Nähe. Und die Kinder und unser Hund Lunis schwimmen tatsächlich jeden Tag im See. Man geht einfach runter in den Badeschlapfen, das fühlt sich ein wenig nach Urlaub an. Was hier aber auffällt, ist der Wind, der zwischen manchen Gebäuden durchpfeift. Wenn wir länger weg waren, merken wir immer beim ersten Windstoß, dass wir wieder zu Hause sind.

Beim Open House Wien dieses Wochenende können unsere Wohnung und unser Haus übrigens besichtigt werden. Ein Volunteer wird Besucherinnen und Besuchern die Tür öffnen und sie herumführen. Die Schuhe müssen sie sich dafür bei uns nicht ausziehen." (12.9.2021)