Stadträtin Elke Kahr (KPÖ) kann sich bei der Grazer Gemeinderatswahl am 26. September 2021 auf Zugewinne freuen.

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Wenn die Anzeichen nicht trügen, ist die Weltgeschichte im Begriff, sich in Richtung "Öfter mal was Neues" zu bewegen. War ja auch an der Zeit. Ein paar Jahrzehnte lang hatten wir die knackige Epoche des Turbokapitalismus mit seinen Mega-Plutokraten à la Bezos, Gates, Musk, Zuckerberg und Co, denen auf Erden eh fast alles gehört, sodass sie sich zur Bekämpfung der Langeweile einer Art kosmischem Zumpferlvergleich hingeben mussten und darum rittern, als Erster auf den Saturnringen anzukommen.

Ewig konnte das nicht weitergehen. Derzeit schaut es so aus, als erlebe der Kommunismus ein Revival. Man will nach den einschlägigen Erfolgen von Stalin, Mao und Kim Jong-un wieder kollektiv darauf hinarbeiten, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abzuschaffen und durch ihr Gegenteil zu ersetzen.

Politischer Umbruch

Wo sich die beiden Epizentren des politischen Umbruchs befinden, liegt auf der Hand: in China und in Graz. In Peking ging es Xi Jinping schon seit längerem auf die Nerven, dass irgendwelches Aktionärsgeschmeiß dem Zentralkomitee der KP Chinas die Butter vom Brot bzw. den Reis aus der Schüssel frisst. Jetzt steuert er kräftig dagegen, und wer nicht mitmacht, kann sich warm für ein paar lauschige Nächte im Umerziehungslager anziehen.

In der Steiermark profitiert indes die KPÖ vor der Gemeinderatswahl am 26. September, weil sich die Grazer an ihrem Bürgermeister sattgesehen haben sollen und – eine prächtige Wortneuschöpfung des Kollegen Walter Müller – "Nagl-müde" sind. Die Grazer VP ist natürlich aus dem Häuschen und warnt davor, dass das Gespenst des Kommunismus in der Mur-Mürz-Furche umgehe und die Völker in Gleisdorf, Fürstenfeld und Sankt Peter im Sulmtal schon die Signale hören.

Chinesische Verhältnisse

Was da noch fehlen würde, ist, dass alle Bundesparteiobleute sich in vorauseilendem Gehorsam auf chinesische Verhältnisse einstellen und der internationalen kommunistischen Lautharmonie halber in Lendi-Wagner und Helbelt Kickl umbenennen lassen. Womöglich macht auch Sebastian Kulz der blühenden innerparteilichen Mitsprache in der Volkspartei den Garaus und ruft sich zum absoluten Alleinherrscher aus. Aber was soll’s: Große Projekte brauchen nun einmal große Steuermänner. Fragen Sie nur Xi Jinping, der bestätigt Ihnen das taxfrei. (ALBUM, Christoph Winder, 13.9.2021)