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Der Preisträger Theaster Gates, hier bei der Verleihung des Crystal Awards 2020.

Foto: AP / Markus Schreiber

Wien/Chicago – Der 12. Österreichische Friedrich-Kiesler-Preis für Architektur und Kunst geht an den US-amerikanischen Künstler Theaster Gates. Die internationale Jury würdigte den Bildhauer, Keramiker und Aktivisten in einer Aussendung als jemanden, der "ein Problem in der Welt erkennt, Herausforderungen annimmt und einen gesellschaftlichen sowie urbanen Wandel bewirkt". Der mit 55.000 Euro dotierte Preis wird im Spätherbst durch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) verliehen.

Gates befasst sich mit Themen der Raumplanung sowie Revitalisierung und Reaktivierung von Gebäuden. Der Fokus des vielfach ausgezeichneten Künstlers liegt dabei auf Community-Building und der Bewahrung Schwarzer Kultur in Amerika. Dabei greift der 48-Jährige auf Praktiken wie Bildhauerei, Malerei, räumliche Interventionen, Film oder Musik zurück. Bekanntheit erlangte der in Chicago Geborene mit der Rebuild Foundation, seiner Non-Profit-Organisation, die verlassene Räume und Gebäude im Süden Chicagos zu kulturellen Orten für die Nachbarschaft transformiert. Seither sind seine Arbeiten in wichtigen internationalen Museen und Ausstellungen präsent wie der documenta13 in Kassel oder der National Gallery of Art Washington DC. In Österreich war sein Schaffen bereits im Kunsthaus Bregenz zu sehen.

Soziale Vorstellung von Raum

"Gates' außergewöhnliche Leistungen lassen sich mühelos mit Friedrich Kieslers künstlerischen Konzepten und seiner experimentellen Haltung in Verbindung bringen, in Richtung der Vereinigung aller Künste mit der gebauten Umwelt und einer sozialen Vorstellung von Raum", hielt die Jury fest. Mit seiner Rebuild Foundation verschmelze er Kulturgeschichte und Gemeinschaftsbildung, indem er "Ruinen in etwas Neues" verwandle. "Er korreliert Kunst, Architektur und uneigennützigen Unternehmergeist – vor allem aber ist er jemand, der ein Problem in der Welt erkennt, Herausforderungen annimmt und einen gesellschaftlichen sowie urbanen Wandel bewirkt", würdigte die Jury den Professor für bildende Kunst an der University of Chicago.

"Räume und Plattformen, die die Leistung schwarzer Künstler*innen und Designer*innen hervorheben, wurden lange Zeit übersehen. Projekte, die den Menschen ebenso beachten wie die Implikationen einer gebauten Form, verdienen Anerkennung. Ich bin sehr dankbar, Teil dieses beispielhaften Prozesses zu sein, und dankbar, dass das Auswahlkomitee meine Arbeit als einen Teil in der Reihe von herausragenden Persönlichkeiten anerkennt", reagierte Gates laut einer Aussendung auf die Auszeichnung.

Töpferkunst bis Musik

"Theaster Gates bewegt sich meisterlich an der Schnittstelle von Architektur, Raumentwicklung und Kunst und ist damit prädestiniert für den Friedrich Kiesler-Preis", wurde Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in der Aussendung zitiert. Seine gesamte Arbeit, aber die Rebuild Foundation im Besonderen, sei ein Paradebeispiel dafür, wie Kunst und Architektur auch soziale Wirkung entfalten könnten, so Mayer. "Sein Interesse gilt der Frage, wie mit künstlerischen Mitteln soziale Räume geschaffen werden können, und ist damit höchst relevant für die Zivilgesellschaft. Die künstlerische Bandbreite, über die Theaster Gates verfügt – von der Töpferkunst bis zur Musik – ist ein spannendes Spiegelbild der Heterogenität urbanen Lebens. Dabei verliert er auch in jahrelangen Prozessen nie das Ziel aus den Augen, das Leben für alle Bewohner*innen einer Stadt besser zu machen", meinte Kaup-Hasler.

Die Auszeichnung wird abwechselnd alle zwei Jahre von der Republik Österreich und der Stadt Wien in Organisation mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung "für herausragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste, die den experimentellen und innovativen Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der 'correlated arts'" entsprechen", vergeben. Bedingt durch die Coronapandemie wurde die Ermittlung des Preises vom Vorjahr auf heuer verschoben. Bisherige Preisträger waren Frank O. Gehry (1998), Judith Barry (2000), Cedric Price (2002), Asymptote Architecture / Hani Rashid + Lise Anne Couture (2004), Olafur Eliasson (2006), Toyo Ito (2008), Heimo Zobernig (2010), Andrea Zittel (2012), Bruce Nauman (2014), Andrés Jaque (2016) und Yona Friedman (2018). (APA, 10.9.2021)