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Brady beim Feuern.

Foto: AP/Scott Audette

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Brady beim Feiern.

Foto: Reuters/Jeremy Reper-USA TODAY Sports

Tampa (Florida) – Das Piratenschiff im Stadion zündete donnernd die Kanonen, in Tom Bradys Augen spiegelte sich der Schein der Feuerwerksraketen. Die neue Saison in der NFL begann, wie die alte aufgehört hatte: Mit einer Machtdemonstration des größten Spielers der Football-Geschichte.

Doch Tom Brady, der Einzigartige, verzichtete inmitten des Trubels auf großen Jubel. "Es gibt noch viel, viel zu tun", sagte der 44-jährige Quarterback des Super-Bowl-Champions Tampa Bay Buccaneers nach dem spektakulären 31:29 im Auftaktspiel gegen die Dallas Cowboys. "Und, ach ja, ich möchte meine Eltern zu Hause grüßen. Und meine Frau natürlich. Die Kinder schlafen sicher schon. Daddy liebt euch!" Zwinker-zwinker – weg war er.

Zurück ließ er abermals ein staunendes Millionenpublikum, ungläubige Fans, die seinetwegen ausrasteten, Weltstars, die sich verneigten. "Rattenscharf, einfach", twitterte Basketball-Superstar LeBron James. Magic Johnson schrieb: "Das war zauberhaft."

Cowboys-Führung 84 Sekunden vor Schluss

Gerade mal 84 Sekunden waren noch zu spielen im ausverkauften Raymond James Stadium, als Quarterback-Rückkehrer Dak Prescott und die offensivstarken Cowboys die Führung übernahmen (29:28). Jeder, vom verzweifelten Cowboys-Besitzer Jerry Jones in der VIP-Loge bis zum einfachen Fan in der letzten Reihe, wusste: Das war zu früh.

"Es gab keinerlei Zweifel, dass wir gewinnen würden", berichtete Bucs-Coach Bruce Arians. "Wir wissen ja, dass Tom uns dann noch das Feld runterführt." Mit dem "Zip", wie die Amerikaner sagen, der edlen Armkraft, die den Ball wie an der Schnur gezogen fliegen lässt.

Eine Minute benötigte Brady, um seine Mannschaft über 62 Yards nach vorne zu treiben – weil ihm zu viel Zeit auf der Uhr war, warf er dreimal absichtlich ins Aus, bevor Ryan Succop zum Sieg zwischen die Stangen kickte. "Come on, Tom kann mit 44 nicht in der Form seines Lebens sein, oder?", fragte die Tampa Bay Times.

Gronkowski als kongenialer Pass-Empfänger

Anscheinend doch. "Er sieht auf dem Feld einfach alles", sagte Rob Gronkowski, ein Mann wie ein Hochhaus, der sagenhafte 100 Touchdown-Pässe von Brady gefangen hat: "Der Kerl spielt halt seit 80 Jahren oder so." Arians lobte die "unglaubliche Chemie" zwischen dem Werfer und dessen liebstem Pass-Empfänger.

379 Pass-Yards und vier Touchdowns lieferte Brady diesmal ab. Seine zwei Interceptions lesen sich in der Statistik schlimmer, als sie waren: Einmal ließ Runningback Leonard Fournette einen Ball fallen, den er sicher zu haben schien, die zweite war eine "Hail Mary": Ein mit Stoßgebet abgeschickter Wurf bei tickender Uhr.

Brady war nach seinem 300. Regular-Season-Einsatz (NFL-Rekord), seinem 94. Spiel mit mindestens drei Touchdowns (NFL-Rekord) und seinem 40. Comeback im letzten Viertel (noch kein NFL-Rekord) dennoch nicht so richtig zufrieden. Sein Team wirkte zum Saisonstart nicht unantastbar, es machte sich selbst das Leben schwer. "Wir haben jetzt einiges aufzuräumen", sagte Brady. (sid, red, 10.9.2021)