Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein.

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Rechtzeitig zum neuen Anlauf der Regierung in der Bekämpfung der Pandemie hat "Woman" den Gesundheitsminister entdeckt und konnte zwei beruhigende Botschaften aus ihm herausholen. Die eine: Nach fünf Monaten als Gesundheitsminister spürt Wolfgang Mückstein noch keine Abnützungserscheinungen. Die andere: "Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so Spaß macht." Gemessen am Schicksal seines Vorgängers hält er sich also recht gut, und wenn er an die Pandemie denkt, nein, ich hab da keine Albträume, aber wir befinden uns natürlich in einer herausfordernden Phase mit steigenden Zahlen. Dass die Bretter durchaus hart sind und dass man spitze Schrauben braucht, um sie zu durchbohren, hat er schon gemerkt, aber man wird entschädigt. In Wien durch die Straßen zu spazieren ist eine Challenge, weil ich natürlich erkannt werde, aber ich habe bis jetzt hauptsächlich positive Erfahrungen gemacht.

Tradwives

Dieser abgestandenen Idylle aus dem Leben eines Ministers lässt "Woman" ein neues Phänomen folgen, es macht jetzt im Internet die Runde: Sogenannte Tradwives (Kurzform für "traditional wives") feiern auf Instagram ein schrecklich konservatives Frauenbild aus längst vergangenen Zeiten. Dem Magazin verursacht das durchaus Albträume, weil es ein solches Frauenbild gar nicht nachvollziehen kann. Weit schwingende Vintage-Kleidchen in floralen Mustern, dezenter Lippenstift und hochhackige Schuhe. So posieren sie in ihren hübschen und gut ausgestatteten Küchen, wo sie mit vollster Hingabe am liebsten kochen, backen und putzen. Dazwischen den rotbäckigen Kindern schnell mal liebe Zöpfe flechten und warten, dass Schatzi endlich nach Hause kommt. Schatzi, der Beschützer, der Versorger und alleinige Entscheider.

Anschlag auf seine biologische Würde

Natürlich muss man sich derlei leisten können, es handelt sich, und das ist zweifellos beruhigend, um ein Phänomen der Oberschichten. Aber als Versorger und alleiniger Entscheider nach Hause zu kommen und mit Schatzi angeredet zu werden, könnte Mann als Anschlag auf seine biologische Würde als alleiniger Entscheider empfinden. Irgendwie will da die folgende tradweibliche Selbstbeschreibung nicht dazupassen: "Wir haben keine Scheu davor, eine feminine, demütige und unterwürfige Rolle im Leben voll und ganz zu bejahen."

Eine Genderforscherin, die für "Woman" dem Internetphänomen auf den Grund zu gehen versuchte, kam zu dem überraschenden Ergebnis: "Man kann nicht alle konservativ gesinnten Frauen als rechts einstufen. Aber es gibt durchaus Überschneidungen zu rechtsextremem Gedankengut, etwa beim propagierten heteronormativen Geschlechterbild. Oder im Schüren der Ängste vor dem Aussterben der Weißen, was in rechten Kreisen omnipräsent ist."

"Hirnverbrannter Genderwahn"

Gerade in diesen Kreisen müsste die Freude darüber groß sein, wie wenig feministische Bemühungen, wie etwa das Gendern, an der Bereitschaft zu weiblicher Unterwerfung zu ändern vermag. Einem Gastkommentator in der letzten Nummer des freiheitlichen Magazins "Zur Zeit" war das aber zu wenig. Unter dem Titel Hirnverbrannter Genderwahn kam er zur Sache. Über Jahrhunderte, die uns Fortschritt gebracht haben, sah man sich nicht genötigt etwas zu unternehmen, um den Stellenwert der Frau einen neuen Anstrich zu geben (die Grammatik ist hausgemacht). Doch plötzlich kommen einige Emanzen darauf, sich dahingehend profilieren zu wollen, indem sie eine Angleichung der Weiblichkeit in Bezug auf die Sprache fordern (der Stil ist hausgemacht). Unterstützt werden sie dabei von den Medien, die sich in der Artikulierung mancher gegenderter Begriffe an die Grenze der Verständnis- und Geschmacklosigkeit begeben. Und das nicht nur aus Übermut, sondern auch noch in einer Zeit, in der wir von Krisen, Naturkatastrophen, Kriegen, Leid und Elend nur so gebeutelt werden. Da ist es wirklich kein Wunder mehr, viele, auch Frauen, fragen sich schon ob das sein muss (Beistrich Glückssache).

Tradmen

Wir befinden uns hier im geistigen Reich der Tradmen (Kurzform für traditionelle Freiheitliche), die sich besonders viel auf ihr Sprachgefühl zugutehalten. Wenn es die deutsche Sprache ist. Deutsch ist eine schöne, melodische Sprache, die, gefühlvoll angewandt, viel zu entnehmen ist (die Grammatik nicht gefühlvoll angewandt). Der holden Weiblichkeit galt und gilt in unserer Zivilisation immer Respekt und Achtung. Auch ohne die Genderei, die sich in den Köpfen der Sprachemanzen schon so weit manifestiert hat, dass sie vergessen, die Meinung der Masse zu akzeptieren. Ausnahmsweise einmal nicht arisch elitär? Ja, Schatzi! (Günter Traxler, 11.9.2021)