Bilder, die man in Deutschland nicht mehr sehen wird.

Foto: Imago

Berlin – Im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL hat die Deutsche Bahn ihr Angebot nach eigenen Angaben nachgebessert, um sich schnell zu einigen. Es enthalte jetzt eine zusätzliche "Entgeltkomponente", teilte der Staatskonzern am Samstag mit. "Mit dem neuen Angebot bewegt sich das Unternehmen einen weiteren, großen Schritt auf die GDL zu." Personalvorstand Martin Seiler forderte die GDL erneut zu Verhandlungen auf. "Es liegen tragfähige Lösungen auf dem Tisch."

Noch keine Einigkeit

Die Gewerkschaft hatte angekündigt, von Montag an den nächsten Streik vorzubereiten, sollte die Bahn bis dahin kein "verhandlungsfähiges Angebot" vorlegen. Wie hoch die sogenannte Entgeltkomponente sein soll und wie sie gezahlt werden soll, gab die Bahn nicht bekannt. Die Gewerkschaft fordert 3,2 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 28 Monaten sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro. Die Bahn will die Tariferhöhung über einen längeren Zeitraum strecken und bietet eine Laufzeit von 36 Monaten an. Zudem bietet sie eine Corona-Prämie je nach Lohngruppe 600 oder 400 Euro an.

Die Entgeltkomponente soll darüber hinaus gezahlt werden. Zudem kommt die Bahn der GDL nach eigener Darstellung beim Streit über die Altersvorsorge entgegen. Sie sagte demnach zu, bis Ende 2020 erworbene Anwartschaften aus dem früheren Altersvorsorgesystem uneingeschränkt zu erhalten.

Im Detail liegt der Teufel

Ein Knackpunkt in den Verhandlungen ist die Frage, für wen der neue Vertrag gelten soll. Die GDL will nicht nur Lokführer und Zugbegleiter vertreten, sondern auch Rahmentarifverträge für Beschäftigte in den Werkstätten und in der Infrastruktur sowie für Auszubildende schließen. Die Bahn erklärte dazu nun: "Der Konzern erklärt sich außerdem bereit, den Anwendungsbereich der GDL-Tarifregelungen in den heutigen GDL-Mehrheitsbetrieben zu überprüfen."

Ob das der GDL für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch reicht, ist unklar. Am Samstagvormittag war die Gewerkschaft zunächst nicht zu erreichen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte argumentiert, seine Gewerkschaft habe Tausende neue Mitglieder auch in anderen Bahnberufen wie in der Verwaltung. Diese hätten ein Recht auf einen Tarifvertrag, was ihnen die Bahn verweigere.

Drei Streiks bisher

Hintergrund des Streits ist das Tarifeinheitsgesetz. Dieses sieht vor, dass in einem Betrieb mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. Aus Sicht des Konzerns ist das in einem Großteil der rund 300 Bahn-Unternehmen die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die GDL zweifelt das an.

Die GDL hat in der laufenden Tarifrunde bisher dreimal gestreikt, zuletzt im Personenverkehr fünf Tage lang. Viele Pendler und Reisende waren von Zugausfällen und Verspätungen betroffen. Die Bahn setzte einen Notfahrplan in Kraft. Auch der Güterverkehr war von den Ausständen betroffen. Für den dritten Ausstand hatte mehr als jeder zweite Deutsche (53 Prozent) kein Verständnis, wie eine YouGov-Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur in dieser Woche ergab. Hingegen hatten 36 Prozent Verständnis für die Aktion. (APA, 11.9.2021)