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Hurisa geht als Erster über die Ziellinie. Gewonnen hat allerdings ...

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... der Kenianer Leonard Langat. Dem erschöpften Hurisa (links) zog es erst wenig später die Schuhe aus.

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Vibian Chepkirui aus Kenia durfte sich in ihrem ersten Marathon über den Sieg in Wien freuen. Das nennt man ein Debüt!

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Dichtes Feld auf der Reichsbrücke.

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Ein Geisterläufer unterwegs.

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Wien – "Ich habe keine Höhenangst – haben Sie meine Schuhe gesehen?" Eines von nicht wenigen Schuh-Zitaten aus der TV-Serie "Sex and the City". Doch hat Carrie Bradshaw in Manhattan gewiss andere Schuhe getragen als Derara Hurisa am Sonntag in Wien. Der Äthiopier hatte nach 2:09:22 Minuten als vermeintlicher Sieger des 38. Vienna City Marathon die Ziellinie überquert – doch eine gute halbe Stunde später musste er seine Disqualifikation zur Kenntnis nehmen. Die Schuhe, mit denen er die 42,195 Kilometer zurückgelegt hatte, entsprachen nicht dem Regelwerk. Bei der Überprüfung stellten sich die Schuhsohlen als fünfzig Millimeter dick heraus, zulässig sind maximal vierzig.

Der im Finish von Hurisa abgehängte Kenianer Leonard Langat (2:09:25) erbte den Sieg, der Äthiopier Betesfa Getahun (2:09:42) stand plötzlich als Zweiter da, der Kenianer Edwin Kosgei (2:10:10) als Dritter. Bei Martin Mistelbauer (2:29:26) fiel die Disqualifikation des Schnellsten weniger ins Gewicht, er rückte vom 15. auf den 14. Platz, österreichischer Meister war er so oder so. Marathonrekordler Peter Herzog, vor wenigen Wochen olympisch unterwegs, bestritt trainingshalber den Halbmarathon und genoss "Gänsehautfeeling pur. Die Stimmung war unglaublich, so viele Leute am Straßenrand."

Bei den Frauen ging der Sieg ebenfalls an Kenia, die Marathon-Debütantin Vibian Chepkirui triumphierte in 2:24:29 Stunden klar vor den Äthiopierinnen Meseret Dinke (2:25:31) und Gelete Burka (2:25:38) sowie der Schweizerin Fabienne Schlumpf (2:26:31). Victoria Schenk wurde als Neunte in 2:46:25 österreichische Meisterin. Die Zeit der Siegerin war angesichts der Temperatur, die bald nach dem Start die 20 Grad überstieg, durchaus bemerkenswert. Im Halbmarathon gab es durch Andreas Stöckl (1:12:14) und Eva Wutti (1:16:14) zwei österreichische Siege.

Tragischer Todesfall

Überschattet wurde der Marathon vom Tod eines 40-Jährigen. Dieser war kurz vor dem Ziel beim Burgtheater zusammengebrochen, er wurde notfallmedizinisch versorgt und in ein Krankenhaus gebracht, wo er den Folgen eines Herz-Kreislauf-Stillstands erlag. "Wir sind sehr betroffen von diesem Fall. Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen des Läufers", hielt Marathon-Veranstalter Wolfgang Konrad fest. Zuletzt musste 2019 ein Todesopfer beim Wien-Marathon beklagt werden. Ein 60-jähriger Teilnehmer starb im April 2019 im AKH, nachdem er während des Rennens zusammengebrochen war.

26.000 Teilnehmer aus 126 Ländern

Insgesamt waren nicht weniger als 26.000 Menschen aus 126 Ländern am Wochenende in Wien laufend unterwegs. Der seit Ausbruch der Pandemie weltweit erste größere Marathonevent mit internationaler Beteiligung in der breiten Masse wie bei der Elite war für Veranstalter Wolfgang Konrad "sehr emotional". 93 Prozent der Erwachsenen gingen geimpft an den Start, zusätzlich mussten alle einen negativen Test vorlegen. "Alle, die sich fitgehalten haben, haben es verdient, dass sie jetzt laufen dürfen", sagte Konrad im Vorfeld.

Die Schuh-Revolution

Der Äthiopier Hurisa war nach seiner Disqualifikation am Boden zerstört. Rennleiter Hannes Langer betonte, man habe die Eliteläufer eigens darüber aufgeklärt, dass ihr Schuhwerk den Regeln entsprechen müsste, was die Läufer auch versichert hätten. "Es tut uns sehr leid", sagte Langer, für den es unerklärlich war, dass Hurisas Management nicht achtsam gewesen war und ihn "mit seinem Trainingsschuh" an den Start gehen ließ. Nach diesem Präzedenzfall ist davon auszugehen, dass Schuhe bei großen Marathons künftig regelmäßig und sehr genau kontrolliert werden.

Hintergrund ist, dass sich der Laufschuhsektor vor oder seit gut drei Jahren revolutioniert hat. Carbonplatten in den Schuhen beschleunigen sozusagen die Läuferinnen und Läufer. So ist es kein Wunder, dass auf den längeren Distanzen die Rekorde nur so purzeln. World Athletics hat auf die Entwicklung reagiert und Regeln erstellt, das 40-mm-Limit ist nur eine davon. Eine andere besagt, dass die Carbonplatte im Schuhe zwar unterbrochen sein und mehrere Teile haben darf, dass sich diese Teile aber nicht überlappen dürfen. Zudem muss jeder Schuh, der in einem Wettkampf getragen wird, auch im freien Handel erhältlich sein.

Hobbyisten wird allerdings eher davon abgeraten, die neuen teuren Wunderschuhe zu schnüren. Diese entfalten ihr Potenzial nämlich erst ab einem gewissen Tempo – bei der breiten Masse könnten sie eher dazu führen, dass die Achillessehne und die Wadenmuskulatur übermäßig beansprucht werden. (Fritz Neumann, 12.9.2021)

Ergebnisse 38. Vienna City Marathon vom Sonntag:

Marathon (42,195 km) – Männer:
1. Leonard Langat (KEN) 2:09:25 Std. – 2. Betesfa Getahun (ETH) 2:09:42 – 3. Edwin Kosgei (KEN) 2:10:10 – 4. Kento Kikutani (JPN) 2:10:37 – 5. Samwel Kiptoo (KEN) 2:11:16 – 6. Tadesse Abraham (SUI) 2:12:26. Weiter: 14. und Staatsmeister Martin Mistelbauer (AUT) 2:29:26 – 17. Hans-Peter Innerhofer (AUT) 2:32:56

Anm.: Der ursprüngliche Sieger Derara Hurisa (ETH/2:09:22) wurde wegen unerlaubter Schuhe disqualifiziert.

Marathon (42,195 km) – Frauen:
1. Vibian Chepkirui (KEN) 2:24:29 Std. – 2. Meseret Dinke (ETH) 2:25:31 – 3. Gelete Burka (ETH) 2:25:38 – 4. Fabienne Schlumpf (SUI) 2:26:31 – 5. Lucy Cheruiyot (KEN) 2:27:47 – 6. Celestine Chepchirchir (KEN) 2:28:49. Weiter: 9. und Staatsmeisterin Victoria Schenk (AUT) 2:46:25 – 15. Sarah Längle (AUT) 3:10:36

Halbmarathon (21,097 km) – Männer:
1. Andreas Stöckl (AUT) 1:12:14 Std. – 2. Peter Herzog (AUT) 1:12:33 – 3. Valentin Pfeil (AUT) 1:12:33

Halbmarathon (21,097 km) – Frauen:
1. Eva Wutti (AUT) 1:16:14 – 2. Anja Fink (SLO) 1:16:26 – 3. Cornelia Stöckl-Moser (AUT) 1:22:03