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Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will in den Élysée-Palast.

Foto: Reuters / Eric Gaillard

La France" ist wie auch Nationalfigur Marianne weiblicher Natur – geleitet wird Frankreich hingegen von Männern. So war es schon in der Monarchie, und auch die Fünfte Republik von 1958 bleibt bis heute eine Abfolge gestandener Landesväter – von Charles de Gaulle bis zu Emmanuel Macron. Nur zwei Frauen drangen jemals in die präsidiale Stichwahl vor, die Sozialistin Ségolène Royal 2007 und die Rechtspopulistin Marine Le Pen 2017. Beide verloren deutlich.

2022 hingegen könnte das Präsidentschaftswahljahr der Frauen werden. So wie es aussieht, könnte Amtsinhaber Macron gleich von einem weiblichen Quartett Konkurrenz bekommen.

Umfragewerte noch verhalten

Am Sonntag hat die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ihre Kandidatur erklärt. Die 62-jährige Sozialistin ist ein politisches Schwergewicht und tritt mit dem Anspruch an, die Linke hinter sich zu einigen. In den Umfragen kommt Hidalgo erst auf acht Prozent, doch das rührt auch daher, dass sie bisher kaum über Paris hinaus gepunktet hat. Deshalb kündigte sie ihre Kandidatur bewusst fern der Hauptstadt an, in der Normandie-Stadt Rouen.

Die gebürtige Spanierin, die mit ihren republikanischen Eltern im Alter von drei Jahren aus Andalusien nach Paris gekommen ist, ist eine hartnäckige Verfechterin rot-grüner Verkehrs- und Migrationspolitik. Ihre letzte, unangefochtene Wahl ins Pariser Rathaus stellte sie 2020 unter das Motto "Paris, feministische Hauptstadt".

Auch rechts außen versucht es wieder mit einer Frau: Marine Le Pen – die am Sonntag die Parteileitung des Rassemblement National an ihren Vize Jordan Bardella abtrat, um sich auf die Wahlkampagne konzentrieren zu können – bezeichnet sich unverhohlen als "Feministin".

Déjà-vu droht

Nach jetzigem Umfragestand würden Macron und Le Pen wie vor fünf Jahren mit jeweils gut 20 Stimmenprozent in die Stichwahl einziehen, die der amtierende Präsident erneut gewinnen dürfte. Hidalgo, die grüne Favoritin Sandrine Rousseau und die konservative Kandidatin Valérie Pécresse können dieses Duell nur verhindern, wenn sie sich in den nächsten Monaten in Szene zu setzen vermögen. Unmöglich ist das nicht, denn laut einer anderen Umfrage wollen die Stimmberechtigten keine Wiederholung der Konstellation von 2017. (Stefan Brände aus Paris, 13.9.2021)